Pressemitteilung upm

Startschuss für neues Rechensystem

Supercomputer PALMA wurde den Nutzern an der Universität Münster übergeben

Münster (upm), 05. Oktober 2010

PALMA und CoCos - hinter diesen Begriffen verbirgt sich kein Urlaub am Karibikstrand, sondern die Zukunft des wissenschaftlichen Rechnens an der WWU. PALMA steht für "Paralleles Linux-System für Münsteraner Anwender". Die Anwender wiederum sind in CoCos organisiert, dem Kompetenzzentrum "Competence for Computing in Science" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Nachdem PALMA in den letzten Monaten genau wie seine Namensvetterin aus der Natur zunächst wachsen musste, ist es endlich so weit: Der Supercomputer wurde nun seinen Nutzern offiziell übergeben.

Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen warten bereits darauf, die Möglichkeiten des neuen Systems auszuprobieren und für ihre Arbeiten anzuwenden. Darunter sind zum Beispiel Forscher aus verschiedenen Bereichen der Physik wie Geophysik oder Teilchenphysik, aus den Lebenswissenschaften, der Chemie, der numerischen Mathematik oder aus den Wirtschaftswissenschaften. Unter ihnen ist auch Prof. Dr. Martin Dugas vom Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik der Universität Münster, dessen Arbeitsgruppe "Biomedical Informatics" sich mit der Analyse von sogenannten Hochdurchsatzdaten in der molekularen Medizin beschäftigt. Diese sind in der Krebsforschung, speziell in der Leukämieforschung, von großer Bedeutung, um die Ursachen der Erkrankung zu verstehen und neue Diagnoseansätze zu entwickeln. Dazu müssen riesige Datenmengen analysiert werden - zum Teil bis zu einer Milliarde Datenpunkte pro Patient.

Ein idealer Fall für PALMA: "Die Auswertung dieser Datensätze ist sehr rechenintensiv und dauert momentan teilweise viele Tage. Durch die Rechenkapazität von PALMA können wir diese Analysen künftig sehr viel schneller durchführen und auch neue Arten von Analyseverfahren einsetzen", betont Martin Dugas. In einer Stunde, so erwartet der Wissenschaftler, sind künftig Berechnungen, die bisher fünf bis zehn Stunden dauerten, in einer Stunde möglich.

Insgesamt 22 Projekte aus verschiedenen Fachbereichen der WWU sowie ein Team der Fachhochschule Münster werden das System nutzen. "Mit PALMA hat die WWU ein besonders leistungsfähiges System bekommen", betont Dr. Raimund Vogl, Leiter des ZIV (Zentrum für Informationsverarbeitung). "Das System lässt nach ersten Tests eine Rechenleistung von über 24 Teraflop erwarten. Diese Leistungszahl wird in einem extremen Belastungstest zur Systemabnahme ermittelt. Dabei wird ein Gleichungssystem mit 750.000 Unbekannten in einer etwa halbtägigen Berechnung gelöst", erklärt er. Die Firma Bull, die den münsterschen Rechner geliefert hat, hat unter anderem auch zwei der schnellsten Rechner Europas gebaut, den JUROPA-Cluster am Forschungszentrum Jülich und das "TERA 100-System" des französischen Zentrums für Atomenergie.