Pressemitteilung upm

Rendezvous im Weltall

Raumsonde Rosetta passiert Asteroiden / Münstersche Forscher an Mission beteiligt

Münster (upm), 07. Juli 2010

Diese künstlerische Darstellung zeigt, wie die Raumsonde Rosetta im September 2008 am Asteroiden Steins vorbei flog.
Diese künstlerische Darstellung zeigt, wie die Raumsonde Rosetta im September 2008 am Asteroiden Steins vorbei flog. Foto: ESA

Die Raumsonde Rosetta passiert am Samstagabend, 10. Juli, den Asteroiden "21 Lutetia". Forscher des Instituts für Planetologie (IfP) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) fiebern diesem Rendezvous bereits entgegen. "Von der Untersuchung des Asteroiden erhoffen wir uns neue Daten, die uns Rückschlüsse auf den Zustand unseres Planetensystems in der frühen Phase seiner Entwicklung ermöglichen", erklärt Dr. Gabriele Arnold vom IfP. Die Wissenschaftlerin wird den Vorbeiflug am "European Space Operations Center" (ESOC) in Darmstadt live verfolgen. Sie ist an den Untersuchungen beteiligt und koordiniert die Arbeiten der deutschen wissenschaftlichen Gemeinde im Rahmen des Experiments VIRTIS ("Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer") bei der Rosetta-Mission.

Rosetta wurde im März 2004 mit einer Ariane-Trägerrakete gestartet. Seither hat sie rund fünf Milliarden Kilometer zurückgelegt: Im Rahmen einer Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), an der auch die münsterschen Wissenschaftler vom IfP beteiligt sind, ist sie auf dem Weg zum Kometen "67P/Churyumov-Gerasimenko". Im Jahr 2014 wird sie ein Landegerät zu Forschungszwecken auf dessen Oberfläche absetzen. Am Samstag passiert Rosetta auf ihrem Flug den Asteroiden Lutetia und erreicht um 17.44 Uhr die dichteste Annäherung an ihn. Die Sonde fliegt mit einer Relativgeschwindigkeit von 15 Kilometern pro Sekunde in einem Abstand von rund 3200 Kilometern an dem Asteroiden vorbei und erfasst ihn mithilfe ihrer Kameras. Die wissenschaftliche Beobachtung dauert zwei Stunden. Der Abstand zur Erde ist so groß, dass die während des Rendezvous ermittelten Daten 26 Minuten benötigen, um die Erde zu erreichen. Die ersten Daten werden daher um 18.10 Uhr auf der Erde eintreffen. Die Aufbereitung der Bilddaten beginnt unmittelbar nach dem dichtesten Vorbeiflug. Mit einer ersten Veröffentlichung der Bilder ist kurz vor 24 Uhr zu rechnen.

Lutetia ist ein Vertreter aus dem Hauptgürtel der Asteroide, die ihre Bahnen zwischen Mars und Jupiter ziehen. "Der Asteroid gibt uns noch viele Rätsel auf. Er hat ein hohes Reflexionsvermögen, das ihn zunächst als sogenannten metallischen M-Typ-Vertreter klassifizierte. Neuere spektrale Teleskopuntersuchungen sprechen aber eher für einen kohlenstoffreichen C-Typ-Asteroiden", erläutert Gabriele Arnold. Die Universität Münster ist an der Rosetta-Mission durch Experimentbeiträge zum Spektrometer VIRTIS beteiligt.

VIRTIS wird beim Vorbeiflug Aufnahmen des Asteroiden Lutetia im Wellenlängenbereich von 0,25 bis fünf Mikrometer machen, also im sichtbaren Licht und im sogenannten nahen Infrarot. "Aufnahmen in diesem breiten Wellenlängenbereich sind eine Premiere. Mit diesen Messungen wird es unter anderem gelingen, Rückschlüsse auf die Struktur und die stoffliche Zusammensetzung des Asteroiden zu ziehen", sagt Gabriele Arnold. Im Spektroskopielabor des IfP erfolgen kontinuierlich vergleichende Untersuchungen an Meteoriten und an terrestrischen Mineralen, um die Auswertung der VIRTIS Daten zu unterstützen. So werden die Daten eines früheren Vorbeiflugs am Asteroiden 2876 Šteins im September 2008 bereits am IfP ausgewertet. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Berlin-Adlershof.

DLR / Weitere Informationen zum Vorbeiflug