Pressemitteilung upm

"Ort im Land der Ideen": Löwenzahn gibt Gummi

Münstersche Forscher suchen nach Alternativen zur Gewinnung von Naturkautschuk / Projekt ausgezeichnet

Münster (upm), 18. Oktober 2010

Eine neue Idee wächst an der Universität Münster: Das Projekt "Löwenzahn - mal anders" ist "Ausgewählter Ort 2010 im Land der Ideen".
Eine neue Idee wächst an der Universität Münster: Das Projekt "Löwenzahn - mal anders" ist "Ausgewählter Ort 2010 im Land der Ideen". Foto: WWU - Grewer
Bernhard Haberkamp und Ralf Wielk (Deutsche Bank), Prof. Dr. Dirk Prüfer und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles (von links nach rechts)
Bernhard Haberkamp und Ralf Wielk (Deutsche Bank), Prof. Dr. Dirk Prüfer und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles (von links nach rechts) Foto: WWU - Grewer

Autoreifen, Luftballons und Gummihandschuhe enthalten Naturkautschuk - wie mehr als 40.000 weitere Gegenstände des alltäglichen Lebens. Bisher wird der nachwachsende Rohstoff nahezu ausschließlich aus dem Gummibaum gewonnen. Geht es nach münsterschen Forschern, soll sich das ändern: Die Wissenschaftler wollen Löwenzahn als Quelle für Naturkautschuk gewinnen. Heute, 18. Oktober, stellten sie ihre Forschungsarbeiten im münsterschen Schloss bei einem öffentlichen Projekttag vor. Bei dieser Gelegenheit wurde das Projekt "Löwenzahn - mal anders" als "Ausgewählter Ort 2010 im Land der Ideen" ausgezeichnet. Es gehört damit zu den Siegern des bundesweiten Wettbewerbs "365 Orte im Land der Ideen". An dem Forschungsprojekt beteiligt sind Wissenschaftler des Instituts für Biologie und Biotechnologie der Pflanzen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) und des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Außenstelle Münster.

Die Rektorin der WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles, begrüßte die Gäste im Schloss. Das Löwenzahn-Forschungsprojekt sei, betonte sie, besonders innovativ und zukunftsorientiert. Auch Ralf Wielk, Direktor der Deutschen Bank in Münster, hob die Bedeutung des Projektes hervor, besonders im Hinblick auf mögliche Anwendungen: "Kautschuk ist einer der werthaltigsten Rohstoffe der Zukunft", sagte er, bevor er die Urkunde an Prof. Dr. Dirk Prüfer überreichte. Die Arbeit der Forscher werde auch im Ausland wahrgenommen und sei ein Beispiel dafür, dass Münster und das Münsterland mit innovativen Projekten in Verbindung gebracht werden. "Löwenzahn - mal anders" reiht sich ein in die inzwischen acht als "Ort im Land der Ideen" ausgezeichneten WWU-Projekte.

Naturkautschuk wird unter anderem durch die steigenden Ölpreise wieder interessanter für die Gummiproduktion. Allerdings hat der herkömmliche Naturkautschuk, der aus dem Gummibaum gewonnen wird, zwei Nachteile: Die derzeit produzierte Menge ist aufgrund einer begrenzten Anbaufläche kaum ausreichend und könnte auch kurzfristig nicht erhöht werden. Zudem löst dieser Naturkautschuk häufig Allergien aus, im Gegensatz zu synthetisch hergestelltem Kautschuk - und im Gegensatz zu Kautschuk aus Löwenzahn.

"Ökologische Probleme und Allergien zwingen zur Suche nach neuen Naturkautschuk-Quellen", betont Prof. Dr. Dirk Prüfer von der WWU. "Solch eine Quelle ist Löwenzahn - eine genügsame Pflanze, die in Fugen der Bürgersteige, auf Schuttplätzen und auf Brachflächen wächst." Der aus Löwenzahn gewonnene Kautschuk hat soweit bislang bekannt die gleichen Eigenschaften wie der Kautschuk aus dem Gummibaum. Die Forscher züchten Löwenzahn-Pflanzen, die mehr Milchsaft abgeben als ihre wild wachsenden Verwandten und deren Milch größere Mengen an Naturkautschuk enthält. "Künftig könnte dieser Kautschuk kommerziell genutzt werden", sagt Dr. Christian Schulze Gronover vom Fraunhofer-Institut. Dieser Meinung seien auch namhafte Hersteller von Gummiprodukten. Schon bald könne sich der nachwachsende Rohstoff aus Löwenzahn in Autoreifen oder Gummidichtungen wiederfinden.

AG Prüfer