Pressemitteilung upm

"Neue Wände" so lebendig wie die Uni Münster

600 Studenten erobern für ein Wochenende die Städtischen Bühnen

Münster (upm), 01. November 2010

Flexibles Theater: Junge Studenten der Placebotheater-Improschule gestalteten aus Begriffen aus dem Publikum witzige Miniszenen und Szenenbilder rund um den Studentenalltag.
Flexibles Theater: Junge Studenten der Placebotheater-Improschule gestalteten aus Begriffen aus dem Publikum witzige Miniszenen und Szenenbilder rund um den Studentenalltag. Foto: WWU - Peter Sauer

Kultur ist für die Studierenden der Universität Münster mehr als nur die Klassiker-Sammlung im Bücherregal, das Pflichtreferat im Seminar, oder das Feiern nach Unischluss. Über 600 Studenten der Hochschule zeigten am Wochenende ihre versteckten Talente beim in NRW bislang einmaligen Studentenkulturfestival "Neue Wände". Dieses basierte auf einer Idee von Klaus Baumeister, Redakteur bei den Westfälischen Nachrichten, der auch den "Elternalarm" initiiert hat.

Mit über 50 Veranstaltungen aus den Sparten Tanz, Theater, Musik, Poetry Slam, Impro, bildende Kunst und Fotografie bespielten über 600 Studenten aus verschiedenen Fachbereichen die Bühnen im Stadttheater Münster. Im fliegenden Wechsel, mit Verve, erfrischend locker, interdisziplinär und generationsübergreifend. Zur Eröffnung gelang es sogar zwei Studentinnen vom Institut für Musikpädagogik den ganzen Theatersaal zur rhythmischen Tanzbewegungen anzuleiten. Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein und Oberbürgermeister Markus Lewe klatschten ebenso begeistert in die Hände wie NRW-Bildungsministerin Svenja Schulze. "Die Studenten der Uni Münster bereichern die Stadt mit ihrer Offenheit und Kreativität", betonte die Ministerin später in ihrer Rede und lobte auch das Engagement der Dozenten, die in Münster auch als DJs am Plattenteller eine tolle Figur abgeben würden. Ravenstein veranschaulichte, dass Forschung, Lehre und Kunst sich nur im freien Raum angemessen und nachhaltig entfalten könnten. Diesem Credo schloss sich auch die AStA-Vorsitzende Clarissa Stahmann an und lobte den „Neubau" der „Baracke" als „festes Zentrum für Studenten". Auch bedankte sie sich bei den Studenten für die Zeit und Kraft, die sie neben dem Studium in die Aufführungen investiert haben.

Das Festival „Neue Wände" machte seinem Namen auch vom Programm her alle Ehre, beschritt Neuland mit außergewöhnlichen Crossover-Projekten. So präsentierten am Samstag Jungdesignerinnen der Schule für Modemacher (etwa mit Röcken aus Raufasern) mit der Uni-Big-Band und dem Hochschulsport eine peppige Show aus Mode, Jazz und Tanz. Um Wortgefechte und Redekunst duellierten sich sehr zur Freude des Publikums meisterlich die Schüler der Placebo-Improschule, Rapper Dalmar, das Studentenorchester und der Debattierclub. Der Medizinerchor „Sound of Ipsen" traf auf das Blechbläserensemble Galaxy Brass und Das A-Capella-Quintett „Voiceprint" auf das Barockensemble.

Besser als jedes Supertalent im Fernsehen rockten vier junge Studentenbands die Bühne, authentisch, sympathisch und am Puls der Zuschauer, allen voran die angehenden Musiklehrer von „Linda Four One" mit ihrem mitreißenden und selbst komponierten Cocktail aus Jazz, Soul, Pop und Funk. Sängerin Linda Kauffeldt trat barfuss auf und verzauberte mit ihrer unbändigen Stimme das Publikum. Neben Kurzgeschichten, Gedichtsrezitation und Schlagzeugperformance sorgten auch die Theaterproduktionen der Uni für zufriedene Zuschauer. Allen voran das Theaterlabor (Regie Enrico Otto) begeisterte mit dem Liebes-Parforce-Ritt "Manhattan Medea" mit Eva Schröer als Ghetto-Amazone und Hans Jakob Rausch als schrille Drag-Queen. Die English Drama Group zeigte sehr eindringlich mit Shakespeares "Titus Andronicus" wie alles Politische zur Farce gerinnen kann. Während der Universitätschor Carl Orffs schwermütiges "Carmina Burana" mit wohltemperierten Stimmen sang, erlebte der erste Comic um zwei münstersche Studenten seine Premiere ("Patrizia und Finn"). "Uni-Fotografin" Julia Holtkötter präsentierte ihre plastischen Momentaufnahmen zwischen Hörsaal, WG und Mensa. Bunte Performances zwischendurch sorgten dafür, dass nie Langeweile aufkam und sich die Zuschauergruppen (Politiker, Eltern, Studenten, Theater-besucher) gut mischten und ins Gespräch miteinander kamen. Standesdünkel Fehlanzeige.

Besucherin Hedwig Vollmer reiste extra aus dem Sauerland an. "Das Angebot des Festivals 'Neue Wände' ist so lebendig wie die Uni Münster." Mit einem kabarettistisch-augenzwinkernden "Tapetenwechsel" voller typischer Szenen aus dem Studentenalltag und einer großen Auszugsparty mit Tanz bis in die frühen Morgenstunden wurde der 36-stündige Kulturmarathon feuchtfröhlich beendet. Das Organisationsteam um Dr. Ortwin Lämke, Leiter der "Studiobühne", Dr. Walter Lindenbaum vom Institut für Musikpädagogik und Schauspielerin Beate Reker war sehr zufrieden.

Auch der Applaus des begeisterten Publikums bewies: der Spagat zwischen Uni und Bühne gelang, auch über solch eine Marathonstrecke wie am vergangenen Wochenende. Er zeigte, wie nachhaltig sich wissenschaftliches Arbeiten und künstlerische Kreativität gegenseitig befruchten können. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe plädierte deshalb bereits für eine Fortsetzung des Festivals. Schließlich beweist ja auch der Elternalarm der Uni Münster schon seit einigen Jahren, dass eine innovative Idee auch erfolgreich in Serie gehen kann.

Neue Wände