Pressemitteilung upm

Sprachprobleme lösen

Deutsch als Zweitsprache für Migranten-Kinder / Weiteres Kooperationsprojekt der Germanistik

Münster (upm), 22. November 2010

Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte haben nicht die gleichen Chancen wie ihre deutschen Altersgenossen - das zeigen viele Schulleistungsuntersuchungen wie etwa "Pisa". "Insbesondere sind diese Schülerinnen und Schüler den sprachlichen Anforderungen in den höheren Klassen der Sekundarstufe I nicht gewachsen. Das gefährdet den Übergang zur Berufsausbildung oder in die gymnasiale Oberstufe. In aller Regel scheitern sie an mangelnden Deutschkenntnissen", sagt Prof. Dr. Klaus-Michael Köpcke vom Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Das neue WWU-Forschungsprojekt will dazu beitragen, diese Sprachprobleme anzugehen und die betroffenen Schüler dazu befähigen, höherwertige Abschlüsse zu erreichen. Die Stiftung Mercator finanziert das jüngst gemeinsam mit dem Kreis Warendorf gestartete Vorhaben "Deutsch als Zweitsprache für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" mit 178.000 Euro für drei Jahre. Erstmalig wird dabei ein von der Stiftung Mercator finanziertes Sprachförderprojekt nicht in einer Universitätsstadt, sondern in einem Flächenkreis umgesetzt. Im Kreis Warendorf haben etwa 25 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund.

Das neue Förderprojekt wurde in der Clemens-Hauptschule in Telgte feierlich eröffnet. Schulleiter, Lehrkräfte und Kinder der beteiligten Haupt- und Realschulen, Lehrende und Studierende des Germanistischen Instituts sowie Vertreter des Kreises Warendorf und der Stiftung Mercator betonten den hohen Stellenwert des Projekts, auch vor dem Hintergrund der Reform der Lehrerausbildung in NRW. "Sprache ist der Schlüssel zur Bildung und damit das A und O für das Gelingen der Integration", sagte Landrat Dr. Olaf Gericke.

Zu den Hauptzielen des Projekts gehört die Erhöhung des Bildungsniveaus von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte. "Viele Kinder aus Einwandererfamilien haben zwar eine gute mündliche Sprachkompetenz im Deutschen, die auf der gesprochenen Alltagssprache basiert. Diese Sprachkompetenz reicht aber nicht aus, um dem Unterricht in den höheren Klassen folgen zu können", erklärt Klaus-Michael Köpcke, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Sabina Schroeter-Brauss leitet.

Im Rahmen des WWU-Forschungsprojekts werden Lehramtsstudierende dazu ausgebildet, Schüler der Klassen 5 bis 10 in Deutsch als Zweitsprache zu unterrichten. Die Studierenden ermitteln etwa den Sprachstand der Kinder, um den konkreten Förderbedarf zu diagnostizieren und Sprachunterricht für Kleingruppen mit bis zu sechs Schülern vorzubereiten. Nach einem kurzen Testlauf im Frühjahr dieses Jahres unterrichten die Studierenden seit Beginn dieses Schuljahrs 65 Schüler an vier Haupt- und Realschulen im Kreis Warendorf.

Es ist geplant, den Unterricht auf ein Gymnasium auszuweiten. "Das Projekt sucht und praktiziert die Zusammenarbeit zwischen der WWU und dem Kreis Warendorf", so Klaus-Michael Köpcke. Den Studierenden werden der Förderunterricht und das darauf vorbereitende Seminar als Studienleistungen im Lehramtsstudium Deutsch/Germanistik anerkannt. Dadurch werden Elemente des neuen Lehrerausbildungsgesetz (LABG) vorweggenommen, das eine praxisnahe Ausbildung der künftigen Lehrkräfte vorsieht.

Seit dem Sommersemester bereitet Sabina de Carlo, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts, die Studierenden auf ihre Aufgaben in der Schule vor und übernimmt die Beratung während der Förderunterrichtsphasen. An das Projekt angegliedert sind auch drei Promotionsvorhaben, die sich mit dem gesteuerten Zweitspracherwerb von Kindern mit türkischer beziehungsweise russischer Muttersprache beschäftigen.

Das erste Forschungsprojekt für Deutsch als Zweitsprache, nämlich das vom Europäischen Integrationsfonds geförderte Projekt "Chancen der Vielfalt nutzen lernen", war im Januar 2010 an der WWU eröffnet worden.