Pressemitteilung upm

"Miniatur-Fließband" zur Produktion neuartiger Wirkstoffe

Internationale Förderung für Forschungsteam um münsterschen Biochemiker

Münster (upm), 06. Dezember 2010

Prof. Dr. Henning Mootz
Prof. Dr. Henning Mootz Foto: privat

Prof. Dr. Henning Mootz vom Institut für Biochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat mit einem internationalen Forschungsteam Fördermittel aus dem hoch kompetitiven und interdisziplinären "Human Frontier Science Program" erhalten. Gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Prof. Dr. Haw Yang von der Universität Princeton, USA, und Prof. Dr. Tamiki Komatzusaki von der Universität Hokkaido, Japan, stehen ihm nun für drei Jahre über eine Million Dollar (rund 791.000 Euro) für sein Forschungsprojekt zur Verfügung. Das Forschungsteam untersucht unter der Leitung von Henning Mootz die Funktionsweise komplexer Enzyme, welche eine zentrale Rolle bei der Biosynthese von pharmazeutisch wichtigen Naturstoffprodukten spielen.

Im Fokus stehen bestimmte aus Mikroorganismen stammende Enzyme. Diese Enzyme produzieren verschiedene kleine bioaktive Peptide. Über diesen enzymatischen Syntheseweg wird zum Beispiel auch das Grundgerüst des Antibiotikums Penicillin produziert, ebenso wie der Wirkstoff Cyclosporin, der die körpereigene Immunantwort unterdrückt und bei Organtransplantationen eingesetzt wird.

Die von den Forschern untersuchten Enzyme kommen frei im Inneren der Zelle vor und sind dort am Aufbau von Peptiden beteiligt. Die Enzyme - sogenannte nicht-ribosomalen Peptid-Synthetasen - bestehen aus vielen einzelnen "Modulen" (fachsprachlich "Domänen"), von denen jedes einzelne nach dem Prinzip eines Fließbandes einen Beitrag zum Aufbau des fertigen Peptids leistet. Dieses Zusammenspiel untersuchen die Forscher. Dadurch erhoffen sie sich auch, in Zukunft durch gezielte Beeinflussung des "Fließbandes" neuartige Wirkstoffe, beispielsweise für Medikamente, herzustellen.

In dem internationalen Team bringt jede Gruppe besondere Expertise mit ein. Henning Mootz untersucht mit seiner Arbeitsgruppe bereits seit einigen Jahren die Enzyme der nicht-ribosomalen Peptid-Biosynthese. Er ist Spezialist für die gezielte chemische Veränderung von Proteinen. Der Biophysiker Haw Yang ist Experte für die Analyse von Proteinen, und Tamiki Komatsuzaki beschäftigt sich als theoretischer Chemiker mit der Analyse und Modellierung der Daten.

Henning Mootz, Jahrgang 1970, wurde zu August 2010 an die WWU berufen. Im Institut für Biochemie des Fachbereichs Chemie und Pharmazie ist er Lehrstuhlinhaber für Zelluläre Biochemie und Biotechnologie. Zuvor war er Professor für Chemische Biologie an der Technischen Universität Dortmund. Die weiteren Forschungsinteressen von Henning Mootz und seinen Mitarbeitern sind die Entwicklung neuer Technologien für den gezielten Einbau von synthetischen Bausteinen in Proteine und die Untersuchung von Veränderungen, die Proteine in der Zelle nach ihrem Aufbau erfahren.

Das "Human Frontier Science Program" fördert jährlich nach einem zweistufigen Auswahlverfahren neue und innovative Forschungsprojekte, die von einem internationalen und interdisziplinären Team bearbeitet werden. Durch die Förderung sollen neue Kooperationen unterstützt werden. Das entscheidende Auswahlkriterium ist die wissenschaftliche Qualität des Projektes. Das Forschungsprogramm von Henning Mootz wurde im Frühjahr dieses Jahres bewilligt und startet nun im Dezember.

"Human Frontier Science Program" Institut für Biochemie