Pressemitteilung upm

Beobachtet und beeinflusst?

Drei Akteure, ein Beziehungsgeflecht: Kommunikationswissenschaftler untersuchen Verhältnis von Politik, Medien und Wissenschaft

Münster (upm), 29. Dezember 2010

Prof. Dr. Bernd Blöbaum
Prof. Dr. Bernd Blöbaum Foto: WWU - Kommunikationswissenschaft

Als die Schweinegrippe 2009 um sich griff und zeitweise sogar drohte, zum Horrorszenario zu werden, saßen alle in einem Boot: Die Wissenschaft, die den Laien erklärte, wer oder was H1N1 ist, die Medien, die über Erkrankte berichteten, und die Politik, die Entscheidungen zur Beschaffung von Impfstoff fällen musste – wiederum basierend auf wissenschaftlicher Expertise. Dass sich die Akteure bei den einzelnen Entscheidungsprozessen beobachtet haben, liegt auf der Hand. Aber haben sie sich in dem monatelangen Hin und Her auch gegenseitig beeinflusst – zwischen Warnung und Entwarnung, zwischen dem Ruf nach Impfstoff und den dann massenhaft liegen gebliebenen Arzneien, zwischen Angst und Rückkehr zur Normalität?

Eine Studie am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster möchte herausfinden: Wer hört auf wen, wer ändert sein Handeln, wer trifft warum welche Entscheidung und wen lässt alles kalt? Die Untersuchung "Von der Beobachtung zur Beeinflussung. Medialisierte Konstellationen von Wissenschaft, Medien und Politik in Bezug auf wissenschaftliche Fachkulturen" unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Blöbaum wird in den kommenden drei Jahren die Akteure Politik, Wissenschaft und Medien unter die Lupe nehmen. Bei der Analyse werden vier wissenschaftliche Fachgebiete unterschieden: Geistes- und Sozialwissenschaften, Lebenswissenschaften/Medizin, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften.

Das münstersche Vorhaben ist eingebunden in eine große Forschungsinitiative des Ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Titel "Neue Governance der Wissenschaft – Forschung zum Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft". Ein Stichwort dabei lautet "Medialisierung": "Was in Bezug auf die Politik längst bekannt ist – dass auch die Medien politisches Handeln auslösen – könnte auch auf die Entscheider in der Wissenschaft zutreffen. Das gilt es herauszufinden", betont Bernd Blöbaum.

Gemeinsam mit seinem Team sind Interviews vorgesehen sowie noch eine große Inhaltsanalyse verschiedener Medien: Presse, Radio, TV werden dahin gehend untersucht, wer und wann in welchem Umfang über wissenschaftliche und forschungspolitische Themen berichtet hat. Die Erkenntnisse sollen 2013 vorgestellt werden.

Prof. Dr. Bernd Blöbaum an der Universität Münster Näheres zur Studie