Pressemitteilung upm

Wissenschaftliche Kleinodien

Archäologisches Museum hat öffentliche Sammlung erhalten

Münster (upm), 16. Juli 2010

Transportamphore für Wein  aus Ton, Italien, Ende 1. Jh. v. bis 1. Jh. n. Chr. (Typus Dressel 2-4)
Transportamphore für Wein aus Ton, Italien, Ende 1. Jh. v. bis 1. Jh. n. Chr. (Typus Dressel 2-4) Foto: WWU

652 Stücke umfasst die Antikensammlung der Stadt Grevenbroich. Diese Exponate hat das Archäologische Museum der Universität Münster jetzt als Dauerleihgabe erhalten. Notwendig wurde der Umzug, weil die Sammlung des Stadtarchivs Grevenbroich neu konzeptioniert wird und einige Exponate auf Spezialmuseen aufgeteilt werden. Für das münstersche Museum stellen die Stücke einen wertvollen Zuwachs dar: Diese Antikensammlung umfasst nahezu sämtliche archäologische Fundgattungen, die Auskunft geben über die Kulturgeschichte des Mittelmeerraumes in der Antike.

"Für Laien mögen die meisten Objekte unspektakulär sein, für uns sind wissenschaftliche Kleinodien darunter", beschreibt Kurator H.-Helge Nieswandt den Zustand der Sammlung, die erstmals wissenschaftlich erfasst worden ist. Nun sind Fundgattungen für die Ausstellungsplanung verfügbar, die zuvor nur in geringen Beständen - wenn überhaupt - vorhanden waren. Beispielsweise verfügen das Museum nun über einen nahezu kompletten Satz von Transportamphoren oder über mehr als 50 Gemmen. Diese geschnittenen Halbedelsteine dienten in Ringen zum Siegeln von Briefen und Verträgen. Auch vollständige und fragmentarisch erhaltene Ringe finden sich in der Grevenbroicher Antikensammlung. Darüber hinaus ergänzen 61 Öllampen den bereits guten Bestand an Lampen in Münster. Von besonderer Bedeutung ist eine Form zur Herstellung von römischen Öllampen aus einer spätantiken nordafrikanischen Werkstatt.

Auf den ersten Blick eher unscheinbare Relikte des Alltagslebens sind von hoher Bedeutung für das Museum, weil sie insbesondere in der praxisorientierten Ausbildung der Studierenden zur Verfügung stehen, beispielsweise die zahlreichen Fragmente römischer Architektur - Blei- und Tonröhren, Bau- und Dachziegel, Wandverkleidungen, Mosaik- und Wandmalereifragmente, Kapitelle und Kapitellfragmente -, die nun erstmals in der Lehre eingesetzt werden können. In diesem Sommersemester war folglich die Bestimmung und Inventarisierung der Dauerleihgabe durch die Studierenden Gegenstand eines Praxisseminars.

Zustande gekommen ist der Kontakt zum Kulturamt Grevenbroich durch den Kurator für die Abteilung Antike in dem "Heldenprojekt" der europäischen Kulturhauptstadt "RUHR.2010", dessen Ausstellungsprojekte das Museum mit zahlreichen Leihgaben unterstützt hat. Neben den Gipsabgüssen des Kaiser-Wilhelm-Museums Krefeld, den Antiken der Stadt Gelsenkirchen sowie des Vereins für Altertumskunde Westfalen, Abteilung Paderborn hat das Archäologische Museum der WWU Münster nun die vierte öffentliche Sammlung als Dauerleihgabe erhalten. Zu sehen wird sie vorerst nicht im Erdgeschoss des Fürstenberghauses. "Wir müssen die Sammlung erst einmal erfassen. Eine Auswahl der Amphoren wollen wir aber schnellst möglich zeigen", sagt Prof. Dr. Dieter Salzmann, der wissenschaftliche Direktor des Museums.

Archäologisches Museum