Pressemitteilung upm

Wie von Geisterhand durch Licht bewegt

Münstersche Studie zur Anordnung von Nanocontainern gehört zu den besten Arbeiten in der Optik und Photonik 2010

Münster (upm), 26. Dezember 2010

Münstersche Wissenschaftler haben gezeigt, dass Nanocontainer - hier illustriert - durch Licht ausgerichtet werden können.
Münstersche Wissenschaftler haben gezeigt, dass Nanocontainer - hier illustriert - durch Licht ausgerichtet werden können. Foto: WWU - Devaux

Münstersche Wissenschaftler haben vor einigen Monaten gezeigt, dass bestimmte Moleküle - sogenannte Nanocontainer - allein durch Licht ausgerichtet werden können. Diese Studie wurde nun besonders gewürdigt: Sie gehört laut der Zeitschrift "Optics and Photonics News" zu den 30 besten Arbeiten des Jahres 2010. Die international meinungsbildende Fachzeitschrift erinnert in einer Sonderausgabe zum Jahresende traditionell an die Forschungshöhepunkte des vergangenen Jahres aus den Bereichen Optik und Photonik. Die münstersche Studie, an der Wissenschaftler um die Professorinnen Cornelia Denz (Physikerin) und Luisa De Cola (Chemikerin) beteiligt waren, hat es sogar auf die Titelseite der Sonderausgabe geschafft - eine besondere Ehre.

"Wir freuen uns sehr, dass die hierarchische Anordnung von Molekülen durch Licht derartig gut von der Forschergemeinschaft aufgenommen wurde", unterstreicht Physiker Mike Wördemann, der an der Studie maßgeblich beteiligt war. "Diese interdisziplinäre Arbeit war nur durch die erstklassige Zusammenarbeit zwischen Physik und Chemie möglich." Die Studie wurde im Rahmen des ersten deutsch-chinesischen Transregio-Sonderforschungsbereiches (TRR 61) der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt, gemeinsam mit dem Center for Nonlinear Science an der Universität Münster.

Das Team von Wissenschaftlern hat eine neuartige Methode entwickelt, kleinste Nanocontainer anzuordnen, die in Hohlräumen in ihrem Inneren verschiedenste "Gastmoleküle" wie beispielsweise Medikamente oder andere Wirkstoffe transportieren können. Dabei ist es nicht nötig, die Container zu berühren: Die Steuerung erfolgt allein durch Licht aus einem nicht sichtbaren, infraroten Hochleistungslaser quasi "von Geisterhand". So entstehen völlig neue Möglichkeiten der hochpräzisen Kontrolle von künstlichen, nanostrukturierten Materialien. Zu medizinischen Anwendungen könnte etwa die Füllung der Container - ob Medikament oder Wirkstoff - präzise positioniert und in ihrer Wirkung exakt gesteuert werden.

Die grundlegende Idee wurde von den Forschern bereits im August in dem interdisziplinären Fachmagazin "Advanced Materials" publiziert. Inspiriert von den universellen Prinzipien der Selbstorganisation der Natur, ordneten die Wissenschaftler die Container, die hochgradig geordnete "Gastmoleküle" enthielten, ihrerseits in einer geordneten Struktur an und erzeugten damit eine sogenannte hierarchische supramolekulare Anordnung. Mit der von Physikern und Chemikern in enger Zusammenarbeit entwickelten Methode ist es erstmals möglich, jeden einzelnen Nanocontainer direkt zu steuern und mit größtmöglicher Präzision im Nanometerbereich anzuordnen.

Eine Besonderheit der Container ist deren innerer Aufbau mit unzähligen streng geordneten Hohlräumen, die mit unterschiedlichsten "Gastmolekülen" befüllt werden können. Alleine dieser hohe Grad an Ordnung auf der Nanometerskala könne zu faszinierenden neuen Eigenschaften der entstehenden Materialien führen, die mit den "Gastmolekülen" alleine nicht realisiert werden könnten, schreiben die Wissenschaftler.

 

 

Originalveröffentlichung in "Advanced Materials" Zusammenfassung als “Highlight” in "Optics and Photonics News" Publikationseintrag im WWU Forschungsinfosystem