Pressemitteilung upm

Viel Glamour, wenig Geld

WWU-Soziologen legen Studie über die finanzielle Situation deutscher Schauspieler vor

Münster (upm), 10. Januar 2011

Roter Teppich, rauschende Premierenfeiern und reichlich Glamour: So oder ähnlich stellen sich viele Menschen den Alltag von  Schauspielern vor. Mit der Realität hat das jedoch nicht viel zu tun, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Soziologie (IfS) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) jetzt zeigt. Die Hälfte der 710 in der Untersuchung befragten Schauspieler verdient demnach 20.000 Euro brutto oder weniger im Jahr. Fast 60 Prozent der Befragten waren in den vergangenen zwei Jahren weniger als sechs Monate beschäftigt.

Die Untersuchung, die mit dem Titel "Schauspieler in Deutschland: viel Glamour, wenig Geld" überschrieben ist, hat die münstersche Forschungsgruppe im Auftrag des Bundesverbands der Film- und Fernsehschauspieler durchgeführt. Die Studie förderte erstaunliche Ergebnisse zu Tage: "Lediglich 4,6 Prozent aller Befragten kommen zusätzlich in die Lage, Arbeitslosengeld 1 zu beziehen. Für alle anderen fehlt nach wie vor die Absicherung", urteilt IfS-Projektleiterin Prof. Dr. Andrea D. Bührmann.

Zum Hintergrund: Im Juni 2009 wollte die Bundesregierung mit einer Arbeitslosengeld-Reform die soziale Benachteiligung von Schauspielern aufheben - die Regierung erkannte damit de facto die strukturelle Benachteiligung kurzzeitig Beschäftigter an. Beschäftigten mit kurz befristeten Verträgen, dazu zählen zahlreiche Schauspieler, sollte dadurch zum Beispiel der Bezug von Arbeitslosengeld 1 erleichtert werden. Die notwendige Wirkungen und Effekte sind der Studie zufolge aber nicht eingetreten.

Für die Studie befragte die Forschungsgruppe 710 Schauspielerinnen und Schauspieler nach ihrer finanziellen Situation und den Auswirkungen der Arbeitslosengeld-Reform. Ingo Naujoks, der 2004 den Deutschen Comedypreis für seine Rolle in der Serie "Bewegte Männer" erhielt, empfindet Wut und Enttäuschung: "Es kann nicht sein, dass wir ausschließlich in den 'Solidaritäts-Topf' einzahlen und nichts rausbekommen – so definiert sich nicht Solidarität." Schätzungen zufolge arbeiten in Deutschland 20.000 bis 25.000 Menschen als Schauspieler.

Weitere Ergebnisse der BEMA-Studie