Pressemitteilung upm

Koptische Kunst in Kairo

Münstersche Wissenschaftler an Ausstellung in ägyptischer Hauptstadt beteiligt

Münster (upm), 25. Januar 2011

Münstersche Wissenschaftler haben das Koptische Museum Kairo bei der Gestaltung der aktuellen Sonderausstellung unterstützt.
Münstersche Wissenschaftler haben das Koptische Museum Kairo bei der Gestaltung der aktuellen Sonderausstellung unterstützt. Foto: Claudia Wiens

"Verlängert wegen großen Erfolges", meldet derzeit die Internetseite einer Sonderausstellung über koptische Kunst in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Beteiligt an dem Gelingen ist auch ein Team von Wissenschaftlern der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster: Das Ausstellungskonzept wurde von einem Expertenstab des Koptischen Museums in Kairo in Zusammenarbeit mit den münsterschen Koptologen Dr. Suzana Hodak und Prof. Dr. Siegfried Richter entworfen. Zu sehen sind mehr als 200 Exponate, die die Geschichte des Christentums in Ägypten von seinen Anfängen bis in die Gegenwart illustrieren.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören ein rekonstruiertes Modell einer Eremitage (einem Rückzugsort für Eremiten) und ein Manuskript mit Auszügen aus den ältesten Mönchsregeln der Welt. Neben Gegenständen des frommen Glaubens wie Ikonen oder Bibeln sind zudem Seiten von gnostischen Texten zu sehen, die aus einem bedeutenden Fund aus der Nähe des ägyptischen Ortes Nag Hammadi stammen. Private Briefe und Urkunden sowie Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge oder Kämme vermitteln dem Besucher einen Eindruck vom Alltagsleben in der ägyptischen Spätantike.

"Die Ausstellung lenkt den Blick auf eine Zeit Ägyptens, die im Schatten des pharaonischen Zeitalters steht, aber nicht weniger bedeutungsvoll war. Mit dem Mönchtum entstand dort zum Beispiel eine christliche Lebensform, deren Tatkraft die Weltgeschichte veränderte", erklärt Dr. Suzana Hodak vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU. Die Wissenschaftlerin untersucht unter anderem koptische Dokumente aus dem ägyptischen Thebais im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Münchener Projektes.

Die enge Zusammenarbeit des münsterschen Teams mit dem Koptischen Museum in Kairo begann bereits im Jahr 2009. Unterstützt von der Getty-Stiftung, katalogisierten der Münsteraner Prof. Dr. Siegfried Richter und seine Mitarbeiter damals das Handschriftenarchiv des Museums mittels einer Datenbank. Siegfried Richter betreut am Institut für neutestamentliche Textforschung der WWU die Forschungsarbeiten zur koptischen Überlieferung des Neuen Testamentes.

Die Bedeutung der Ausstellung liegt nach Ansicht der beiden münsterschen Koptologen darin begründet, dass der Blick auf eine Zeit Ägyptens gelenkt wird, die in der öffentlichen Wahrnehmung vernachlässigt wird: "Die enge Verknüpfung koptischer Tradition mit ägyptischer Geschichte wird hier begreifbar", erklärt Siegfried Richter. "Sie zeigt, dass die historischen Wissenschaften auch immer eine Aussage für die Gegenwart mit sich bringen. Die heutigen Gesellschaften sind keine monolithen Kulturen mehr, in denen nur eine Hautfarbe, eine Sprache oder eine Religion ihre Daseinsberechtigung haben. Sie wurden vielmehr von vielen verschiedenen Gruppen geprägt und erbaut." Die Ausstellung "The Other Egypt: Coptic Art Revealed" ist noch bis Ende März in Kairo zu sehen.

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