Pressemitteilung upm

Wie Religionen unseren Alltag beeinflussen

Letzte-Kinder-Uni im Wintersemester

Münster (upm), 18. Februar 2011

Dichtes Gedränge bei der Kinder-Uni: In der letzten Vorlesung des Wintersemesters wollten sich alle jungen Stammhörer ihr Kinder-Uni-Diplom abholen
Dichtes Gedränge bei der Kinder-Uni: In der letzten Vorlesung des Wintersemesters wollten sich alle jungen Stammhörer ihr Kinder-Uni-Diplom abholen Foto: upm / Sauer

Welche Religionen gibt es, wie unterscheiden sie sich und wie beeinflussen sie das Leben der Menschen? Diese zentralen Fragen standen im Mittelpunkt der letzten Kinder-Uni der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) im Wintersemester 2010/11. In einer unterhaltsamen, da sehr lebendigen Mischung aus Vortrag und Fragerunde umriss Historiker und Theologe Prof. Dr. Christoph Dartmann vom Historischen Seminar der WWU die Religions- und Gesellschaftsgeschichte von Christi Geburt bis heute.

Er veranschaulichte, warum Karl der Große seine Untertanen als vom Papst gekrönter Kaiser zwangstaufen ließ. Prof. Dartmann verglich das heutige Frankreich mit dem heutigen England. Während die Queen höchste Vertreterin von Staat und Kirche ist, sind diese Funktionen in Frankreich streng getrennt. "Deshalb darf dort in den staatlichen Schulen kein Advent, oder kein Weihnachten gefeiert werden." Dartmann verdeutlichte die Haupt-Unterschiede zwischen den großen Religionen. So kommen im Koran keine biblischen Texte vor, wohl aber biblische Figuren, wie Abraham, Moses oder Maria.

Interessant waren für die Kinder-Studierenden auch die Unterschiede bei den Essgewohnheiten. Dartmann erläuterte, dass Juden nicht Fleisch und Milchprodukte gemeinsam verwenden dürfen. "Ein Steak in aufgelöster Butter in einer Pfanne anzubraten ist bei Menschen jüdischen Glaubens tabu." Ein Mädchen verdeutlichte die Werte der Fastenzeit im Islam: "Da darf man nur abends essen, aber sich auch nicht vollstopfen." Von 82 Millionen Bundesbürgern bekennen sich 53,9 Millionen zu einer Religion. "Die 28 Millionen Bundesbürger ohne Religionsbekenntnis resultieren auch aus der  DDR-Vergangenheit", erläuterte Dartmann, da die DDR das christliche Gedankengut unterdrückt habe. Interessant war für die Kinder-Studenten auch die Tatsache, dass es drei Zeitrechnungen gibt. Nach jüdischer Zeitrechnung war am gestrigen Freitag der 14. Adar I des Jahres 5771. Das Judentum zählt die Jahre nach der Schöpfung der Welt und nicht nach Christi Geburt.

Am Ende bilanzierte Prof. Dartmann, dass gerade in den heutigen Vielvölkerstaaten religiöse Unterschiede immer mehr zu unserem Alltag gehören. Das unterscheidet die Gegenwart von früheren Epochen. So gab es bis 1800 in den einzelnen Ländern nur die jeweils gültige Staatsreligion.

Die jungen Zuhörer waren insgesamt perfekt vorbereitet und stellten viele Fragen. "Heißen Menschen ohne Glaubensbekenntnis nicht Heiden?", wollte etwa ein Mädchen wissen. "Nein, so nennen nur die Christen die Nichtchristen", antwortete Dartmann. "Mein Freund in Bayern ist Hinduist", rief ein Junge, "der hat ein Haustier und sagt, wenn es wiedergeboren wird, wird es ein Mensch."

Die nächste Kinder-Uni findet am 8. April statt, im Hörsaalgebäude am Hindenburgplatz ab 16.15 Uhr. Das Thema wird rechtzeitig bekannt gegeben.

 

Kinder-Uni Münster