Pressemitteilung upm

Wissenschaftliches Bohren für einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit

Dreitägiges Kolloquium des Instituts für Geologie und Paläontologie zu erdgeschichtlichen Entwicklungen

Münster (upm), 09. März 2011

Wie kommt es zu Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen? Welche Erkenntnisse kann die Erforschung des Meeresbodens über die Entwicklung der Erde geben? Wie hat sich über Milliarden Jahre die Sauerstoffkonzentration in der Erdatmosphäre verändert? Diese und andere Fragen sind Thema eines geowissenschaftlichen Kolloquiums von Montag bis Mittwoch (14. bis 16. März) an der Universität Münster. Prof. Dr. Harald Strauß und seine Mitarbeiter am Institut für Geologie und Paläontologie richten das gemeinsame Kolloquium zweier Schwerpunktprogramme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu internationalen wissenschaftlichen Bohrprogrammen aus. Das Statusseminar des "International Continental Scientific Drilling Program" (ICDP) und des "Integrated Ocean Drilling Program" (IODP) findet im Naturwissenschaftlichen Zentrum in der Wilhelm-Klemm-Straße 10 statt.

Im Rahmen des Kolloquiums hält Harald Strauß am Dienstag, 15. März, einen öffentlichen Abendvortrag mit dem Titel "Auf der Suche nach dem Sauerstoff in russisch Karelien". Darin berichtet er über seine Forschung zur Entwicklung der Erdatmosphäre: Insbesondere mit Blick auf die Sauerstoffkonzentration deuten zahlreiche Hinweise in den Gesteinen auf eine komplexe Entwicklungsgeschichte mit einem ersten deutlichen Anstieg der atmosphärischen Sauerstoffkonzentration vor rund 2,3 Milliarden Jahren hin. Der öffentliche Abendvortrag findet um 19 Uhr im Hörsaal F 5 im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, statt.

Geowissenschaftler ergründen die erdgeschichtliche Entwicklung mithilfe von Gesteinsproben. Diese sind das Archivmaterial, das die Geschichte unseres Planeten aufgezeichnet hat. Die Bohrkerne aus den internationalen Bohrprogrammen versorgen die Wissenschaft mit Gesteinsproben, in denen die Informationen über unsere erdgeschichtliche Entwicklung nicht durch oberflächennahe und damit viel jüngere Prozesse nachträglich verändert wurden. Sie ermöglichen ein dreidimensionales Bild vom Aufbau der Erde und lassen zudem einen Rückblick auf 4,6 Milliarden Jahre Erdgeschichte zu. Beim Kolloquium wird über den jährlichen Fortschritt aller von der DFG geförderten Projekte informiert, die im Zusammenhang mit den beiden internationalen wissenschaftlichen Bohrprogrammen stehen. Auch die münsterschen Geowissenschaftler sind an beiden Schwerpunktprogrammen beteiligt.

Das IODP ist ein Vorhaben zur Erforschung des Meeresbodens durch Bohrungen. Es hat im Oktober 2003 begonnen und baut auf früheren wissenschaftlichen Ozean-Bohrprogrammen auf, insbesondere dem Deep Sea Drilling Program und dem Ocean Drilling Program. Fortwährende technologische Entwicklungen garantieren dabei Forschung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau. IODP ermöglicht unter Nutzung von drei verschiedenen Bohrplattformen oder Bohrschiffen die Erforschung des Meeresbodens und liefert damit Schlüsselerkenntnisse zum Verständnis grundlegender Prozesse in der Entwicklung unseres Planeten.

Das ICDP unterstützt seit 1996 wissenschaftliche Projekte bei der Durchführung von Bohrungen auf den Kontinenten. Themenschwerpunkte sind die Änderung von Umwelt und Klima in der geologischen Vergangenheit, aber auch die Erforschung der Ursachen von Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Das ICDP wird federführend vom Deutschen GeoForschungszentrum in Potsdam geleitet.