Pressemitteilung upm

Flinke Roboterbienen, leuchtende Kristalle und Frühlingsfarben im Reagenzglas

Ausverkaufter Girls´ Day 2011 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster schulte die Forscherinnen von morgen

Münster (upm), 14. April 2011

Die Girls Day-Forscherinnen stehen unter Dampf in der Materialphysik in Münsters Experimentierlabor Physik
Die Girls Day-Forscherinnen stehen unter Dampf in der Materialphysik in Münsters Experimentierlabor Physik Foto: upm - Annika Kruse
Carolin Engel und Stefanie Böttcher (r.) beherrschen auch das Schrauben am PC
Carolin Engel und Stefanie Böttcher (r.) beherrschen auch das Schrauben am PC Foto: upm - Peter Sauer
Ein geschulter Blick in der Feinmechanikerwerkstatt Physik. Foto upm - Sauer
Ein geschulter Blick in der Feinmechanikerwerkstatt Physik. Foto upm - Sauer Foto: upm - Peter Sauer

Der Kubus glänzt im Licht wie ein kleines Schmuckstück. Stolz hält die 13-jährige Patricia Goedeke ihren eigenen Deko-Würfel aus Metall in ihren Händen. Den hat die Wolbecker Realschülerin selbst angefertigt. In der Feinmechanischen Werkstatt im Physikalischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Patricia machte am Donnerstag, den 14. April, beim bundesweiten Girls`Day statt und entschied sich für die WWU. An acht Einrichtungen der Hochschule informierten sich mehr als 140 Schülerinnen aus Münster und Umgebung. Weiter zehn Veranstaltungen gab es am Universitätsklinikum Münster.

Und das Löten, Schweißen, Sägen und Feilen unter Anleitung von Oliver Cavelius und Herbert Heemann in der Feinmechanischen Werkstatt macht Patricia Goedecke sichtlich Spaß. Eifrig bohrt sie die Augen in den Würfel. Die 13-jährige Lilly Hoester von der Marienschule Münster macht sich derweil schlau, wie lange man am Würfel feilen muß, um eine formschöne Gewindebohrung in den Kubus hineinzubekommen, damit er später zuhause schön im Regal oder auf dem Schreibtisch stehen kann. Ein paar Universitätsgebäude weiter informieren sich die Schülerinnen Helen Brand, Hanna Wesselmann und Nele Meyer im Sonderforschungsbereich 656 (Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung) wie medizinische Bilder zur Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen. Um zu erfahren, wie schwach radioaktiv markierte Moleküle im Organismus sichtbar gemacht werden können, werden die jungen Forscherinnen von Physiker Don Vernekohl zunächst einmal mit der Messung von Radioaktivität vertraut gemacht. Helen, Hanna und Nele staunen nicht schlecht. Mit dem Szintillationszähler und einem Geigerzähler messen sie die Radioaktivität und die findet sich sogar in einer alten Armbanduhr, in Pottasche oder in einer schmucken alten Keramik mit Uranlackierung. Doris Niederhoff befundet später mit ihnen medizinische Bilder aus der Computertomographie und aus der Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Die 15-jährige Mariah schaut genau hin: "Die Computer-Bilder von dem Herzen faszinieren mich sehr."

Am Institut für Numerische und Angewandte Mathematik erfahren rund 30 Schülerinnen, wo überall Mathe "drin steckt", etwa in MP3-Dateien oder in Scheckkarten. Besonders spannend ist die Vorlesung von Prof. Dr. Angela Stevens. Sie erläutert wie man mittels Variationsrechnung die schnellste Skateboardbahn bauen kann. So wirken Zahlen und Formen stärker in die Lebens- und Freizeitwelt der Mädchen hinein, als sie vorher vermutet hatten.

Richtige Frühlingsstimmung kommt in der Didaktik der Chemie auf. In einem Experimentierpraktikum lernen die Girls`Day-Schülerinnen grassgrüne, himmelblaue und tiefviolette Farben im Reagenzglas kennen - ganz ohne 3D-Brille oder technische Tricks, sondern durch chemische Reaktionen. Im Fotolabor können die Schülerinnen selbst kreative Schwarz-Weiss-Fotos herstellen. Im Institut für Geoinformatik betätigen sich die Schülerinnen derweil als Schatzsucher per GPS und erleben neue Bedienungsmöglichkeiten von Google Earth, ohne dazu eine Maus drücken zu müssen. Sowohl bei den Fachinformatikern (Informationsversorgungseinheit 4/Naturwissenschaften) als auch in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) erlernen die Schülerinnen, wie man selbständiger mit einem PC umgehen kann, bei der Inbetriebnahme oder bei einer Reparatur. Unter Anleitung von Lutz Wicher von der ULB bauen etwa die zwölfjährige Carolin Engel und die 13-jährige Stefanie Böttcher einen Rechner komplett zusammen, mit allen einzelnen Laufwerken, Platinen und Kabeln und erfahren, wie man am effektivsten Betriebssysteme und andere Software installiert. "Das hat richtig Spaß gemacht", sagt Carolin, "vorher war ein PC einfach so ein Kasten. Jetzt weiß ich, wie er funktioniert."

Am Fachbereich Physik erleben 32 Mädchen aus den Klassen 5 bis 9, was die Arbeitswelt einer Physikerin an einer Uni ausmacht, interviewen Studentin, Doktorantin und Professorin. Die Schülerinnen experimentieren wie echte Wissenschaftlerinnen. So erproben sie erst ihre handwerklichen Fähigkeiten und das naturwissenschaftliche Arbeiten beim Bau einer Robo(ter)biene, die wunderbar Hindernisse umfahren kann. Leonie Zier und Friederike Hapke von der Fritz-Winter-Gesamtschule in Ahlen teilen sich paritätisch die Arbeit. Während Friedreike die Bauteile souverän zusammenhält, schraubt sie Leonie zusammen. Das Hinbiegen der Drähte und das Löten macht etwa der 15-jährigen Lisa Pletzer aus Münster besonders viel Spaß. Luca Koltermann und Johanna Klinksiek sind so sogar extra aus Minden angereist: "Der Weg hat sich gelohnt. Auch weil jeder selbst eine Robo(ter)biene basteln und mit nach Hause nehmen kann", freuen sich die beiden Freundinnen. "Die von zwei Elektromotoren angetriebenen Robobienen zeigen den Mädchen eine Anwendung für das zuvor erklärte Prinzip des Elektromagnetismus", erläutert Inga Zeisberg vom Institut für Angewandte Physik. "Sie verdeutlichen beim anschließenden Hindernisparcours aber auch die Gründsätze der Kinetik." Nach einer Stippvisite während einer Vorlesung aus der Geophysik von Prof. Christine Thomas erleben die Girls´Day-Forscherinnen unter der Leitung von Esperanza Köhler leuchtende Kristalle. Sie fangen zusammen mit Christina Alpmann kleinste Partikel mit Licht ein und machen unter der Anleitung von Ewa Rehwald Schall sichtbar. Der Girls`Day an der WWU wurde durch die finanzielle Unterstützung des Gleichstellungsbüros der Universität ermöglicht.