Pressemitteilung upm

Bologna 2.0: Ringen um mehr Mobilität und Anerkennung

Studierende, Lehrende und WWU-Mitarbeiter diskutierten über Verbesserungen des Studienalltags

Münster (upm), 13. Mai 2011

"Heute soll mehr passieren als eine symbolische Kommunikation": Was Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), am heutigen Freitagmorgen ankündigte, als sie die Teilnehmer des zweiten Bologna-Tages an der WWU begrüßte, zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung: Alle Teilnehmer forderten konkrete Verbesserungen der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge.

Nach dem ersten WWU-Bologna-Tag im Januar 2010 trafen sich diesmal rund 120 Lehrende, Studierende und WWU-Mitarbeiter, um den 1999 im italienischen Bologna initiierten Hochschul-Reformprozess voranzubringen. Dabei knüpften sie an die Ergebnisse des ersten Bologna-Tages an, dessen Teilnehmer gefordert hatten: nicht nur reden – handeln. Tatsächlich hat sich seit 2010 einiges getan. Mittlerweile, unterstrich Marianne Ravenstein, gebe es an der Universität Münster ein Beschwerdemanagement als Anlaufstelle für Studierende. Tim Löpmeier, studentisches Senatsmitglied, nannte weitere Beispiele: die Abschaffung der Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen und die Regulierung der Prüfungsdichte. Allerdings funktioniere der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium oder der Wechsel zwischen verschiedenen Universitäten während des Studiums noch längst nicht reibungslos, wandte Carla Burmann ein, Sprecherin der Studierenden im Senat.

Am Ende des Tages präsentierten die vier Arbeitsgruppen die zentralen Ergebnisse ihrer Diskussionen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe eins "Vom Bachelor zum Master – Planungssicherheit oder fließender Übergang?" formulierten konkrete politische Forderungen: Sie mahnten einen "Hochschulpakt" für zusätzliche Masterplätze an, für den Bund und Länder Geld bereitstellen sollten. Der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium müsse zudem transparenter dargestellt werden, beispielsweise die Zulassungsvoraussetzungen und -chancen. Bei der Zulassung zum Masterstudium dürfe nicht nur die Note des Bachelors zählen, sondern müssten auch andere Kriterien wie etwa Praxiserfahrung einbezogen werden.

Mit der "Lehrerausbildung in zehn Semestern – was geht und wie es geht nach dem neuen LABG" setzte sich Arbeitsgruppe zwei auseinander. Die Diskutanten plädierten dafür, dass die Studierenden möglichst früh Klarheit darüber haben müssten, ob sie sich für den Lehrerberuf eignen, um ebenso frühzeitig über mögliche Alternativen nachzudenken. Neben der wissenschaftlichen Hochschulausbildung sollten spezielle Kompetenzen, die für den Lehrerberuf wichtig sind – beispielsweise die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln – stärker berücksichtigt werden. Weitere Forderungen betrafen eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis und ein besseres Betreuungsverhältnis während der Praxisphasen.

Unter dem Titel "Internationales Studium durch Bologna – europäischer Traum oder leere Versprechungen?" sammelten die Teilnehmer der dritten Arbeitsgruppe Verbesserungsvorschläge. Sie suchten unter anderem nach Möglichkeiten, die Mobilität der Studierenden zu steigern. Ein zentraler Aspekt dabei war das Thema "Anerkennung". Sie forderten, dass im Ausland erbrachte Studienleistungen an der Heimathochschule problemlos anerkannt werden müssten und machten Vorschläge, wie dieses Ziel erreichbar wäre. So solle es beispielsweise bilaterale Abkommen auf Modulebene geben, und es müssten "Mobilitätsfenster" fest in den Studienverlauf eingeplant werden. Eine Verankerung im Stundenplan setze auch voraus, dass die Heimatuniversität die Partnerhochschulen kennen sollte. "Lehrendenmobilität ebnet den Weg für Studierendenmobilität", so ein Vorschlag, um ein vertrauensvolles und dauerhaftes Verhältnis zwischen den Hochschulen zu etablieren.

"Studien- und Prüfungsbelastung – in Zeiten von Bologna kaum zu bewältigen?" Mit dieser Frage setzte sich Arbeitsgruppe vier auseinander. Um den Studienalltag zu erleichtern, sollten beispielsweise die Anmeldefristen für Prüfungen ausgeweitet werden und eine Abmeldung von Prüfungen auch kurzfristiger möglich sein. Andere Forderungen betrafen eine Wiedereinführung des dritten Fachs bei der Lehramtsausbildung oder ein "50-Prozent-Teilzeitstudium" für Studierende, die nebenher Arbeiten müssen oder Familie haben. Die objektive und subjektive Arbeitsbelastung ("Workload") solle berücksichtigt werden. Ein weiterer Verbesserungsvorschlag war, die Noten aus dem ersten Semester generell nicht in die Abschlussnote einfließen zu lassen, um den Übergang von der Schule ins Studium zu erleichtern.

Nach dem Bologna-Tag ist vor dem Bologna-Tag: Marianne Ravenstein versprach, die Ergebnisse und Forderungen im Blick zu behalten und weiter zu verfolgen. Auch mit Hilfe der Studierenden."Wir werden nicht bis zum nächsten Bologna-Tag warten, bis wir wieder mit Ihnen diskutieren."