Pressemitteilung upm

Geschliffene Umgangsformen

Interdisziplinäre Tagung zum Verhalten in mittelalterlichen Gesellschaften

Münster (upm), 06. Juni 2011

Wie sich urbanes Verhalten und geschliffene Umgangsformen in mittelalterlichen Gesellschaften entwickelten, untersucht eine interdisziplinäre Tagung, die das Historische Seminar und das Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Münster am 9. und 10. Juni im Liudgerhaus, Überwasserkirchplatz 3, veranstaltet. Sie trägt den Titel "Urbanitas und asteiotes. Kulturelle Ausdrucksformen von Status".

14 Wissenschaftler aus sechs Nationen sind der Einladung gefolgt, um unter verschiedenen Aspekten verfeinertes Auftreten und Kultiviertheit in hochmittelalterlichen städtischen und höfischen Gesellschaften zu beleuchten. Ausgedrückt wird dieses Verhalten, das sich unter anderem in Eloquenz, elegantem Stil, Höflichkeit, Witz und Humor manifestierte, durch die Begriffe "urbanitas" oder "asteiotes". In Byzanz konnte sich ein großstädtisches, feindifferenziertes Milieu bis ins zwölfte Jahrhundert halten, und es gab auch ein Publikum, das diese Ausdrucksformen zu rezipieren vermochte. In Westeuropa waren es insbesondere die weltlichen und geistlichen Machtzentren wie beispielsweise Fürsten- und Königshöfe sowie Bischofssitze, an denen kultivierte Umgangsformen erwartet wurden.

Heute greifbar ist das vornehmlich durch schriftliche Quellen, die zugleich ein wichtiges Instrument für die Generierung von Prestige darstellten, denn Angehörige der Führungsschicht hatten auch ein Interesse daran, sich durch Patronage von Literaten beziehungsweise durch entsprechende Bildung ein positives Image zu verschaffen. Durch den interkulturellen Vergleich von Ost und West sollen Mechanismen der Interaktion und des Wettkampfs um Anerkennung innerhalb der Führungsschichten konturierter herausgearbeitet werden.

Institut für Byzantinistik und Neogräzistik