Pressemitteilung upm

Ältere Semester schnuppern Uni-Luft

500 Teilnehmer informieren sich beim „ALTERnativ“-Tag über ein Studium im Alter

Münster (upm), 15. Juni 2011

Das Ehepaar Sophia und Kaspar Bier (rechts) informierten sich zusammen mit ihren Freunden beim „ALTERnativ“-Tag.
Das Ehepaar Sophia und Kaspar Bier (rechts) informierten sich zusammen mit ihren Freunden beim „ALTERnativ“-Tag. Foto: Kristin Woltering
Prof. Hubert Wolf berichtete von seinen Recherchen in den geheimen Archiven des Vatikans.
Prof. Hubert Wolf berichtete von seinen Recherchen in den geheimen Archiven des Vatikans. Foto: Kristin Woltering

„Der durchschnittliche Gasthörer ist 66 Jahre alt und seine Lieblingsfächer sind Theologie und Geschichte!“, erklärt Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) am Mittwoch, 15. Juni, beim „ALTERnativ“-Tag. Die Kontaktstelle Studium im Alter der WWU und Münster Marketing hatten die Veranstaltung mit dem Motto „Streng geheim!“ bereits zum dritten Mal organisiert. Das Prinzip: wissbegierige ältere Semester über 50, die den Uni-Alltag und die Veranstaltungen der Reihe Studium im Alter kennen lernen wollen, können sich informieren.

Über 500 ältere Semester spitzen die Ohren, als Dr. Marianne Ravenstein ans Mikrofon tritt. „Ich sehe, dass unser Konzept angenommen wird und Münster ein Wissenschaftsort für alle Generationen ist“, sagt sie zu Beginn. 200 Veranstaltungen aus verschiedenen Fachbereichen hätten den Teilnehmern von Studium im Alter im Sommersemester zur Verfügung gestanden. „Ältere Semester belegen durchschnittlich zwei Veranstaltungen in der Woche und sind meist sehr gründlich in der Vor- und Nachbereitung. Das wünscht man sich eigentlich von jedem Studenten“, so Marianne Ravenstein.

Anschließend  betritt der berühmte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf von der WWU die Bühne. Er durfte ab 1992, noch vor der offiziellen Öffnung im Jahr 1998, in den Vatikan-Archiven der für die Buchzensur zuständigen Indexkongregation arbeiten. Beim „ALTERnativ“-Tag berichtet er von diesen Recherchen und von hunderten laufenden Kilometern Akten. Die Inquisition, das dritte Reich, Nuntiaturberichte: Hubert Wolf konnte einige Geheimnisse lüften. So redet er zum Beispiel über die münstersche Pädagogin Edith Stein, die 1933 einen Brief an den Papst richtete. Darin äußerte sie die Bitte, dem Antisemitismus nun endlich Einhalt zu gebieten. Die Antwort des Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli fiel aber sehr flach und kurz aus „Ich bete mit Ihnen..“, schrieb Pacelli Edith Stein zurück. Mehr nicht.

Unter den Zuhörern sitzen auch Sophia (73) und Kaspar Bier (75). Das Ehepaar aus Enningerloh ist etwas nervös. Schließlich drücken sie seit vielen Jahren wieder das erste Mal die „Schulbank“. Gespannt hören sie zu, wenn auch nicht immer ohne Probleme: „Ich finde die Akustik ist hier nicht so gut, ich versteh‘ den Professor Wolf nicht richtig“, erklärt Kaspar Bier. Keine Probleme beim Zuhören haben die beiden beim nächsten Programmpunkt, dem Auftritt einiger Akteure der Studiobühne Münster: „Toll, diese jungen Studentinnen. Die haben eine ganz klare Stimme und sind sehr ausdrucksstark“, freut sich die 73-jährige Sophia Bier.

In schwarzen Kostümen treten die neun Damen auf die Bühne im Hörsaal H1. Mit Engagement und perfekter Rhetorik präsentieren sie berühmte Gedichte in dynamischer und selbstständig interpretierter Form. Im letzten Sketch stellt eine der neun Damen eine moderne Geschichte vor. So habe sie selbst eine SMS mit den Worten „Ich weiß es“ an alle ihre Empfänger ihres Adressbuches geschickt. Als Antwort erfuhr sie die tollsten Geheimnisse und erhielt sogar Geld, womit sie nie gerechnet habe.

„Ich habe diesen Tag zur Goldenen Hochzeit geschenkt bekommen und es hat sich gelohnt!“, schwärmt Sophia Bier später in der Mensa am Aasee. Dieser nächste Ausflug ins studentische Leben begeistert auch ihren Mann: „Die Auswahl ist ja riesig!“, schwärmt der 75-jährige. Seine größte Freude gilt einem speziellen Gericht: „Oh man, die bieten hier sogar Rheinischen Sauerbraten an, das find ich toll!“. Und seine Begeisterung hält auch nach dem  Essen noch an: „Also ich muss sagen, der Sauerbraten ist ´ne Wucht!“.

Nach getaner geistiger Arbeit geht es am Nachmittag zu Fuß durch die Stadt. „Wir haben die Führung ‚Alles Lüge oder?- Ein wahrhaft rätselhafter Stadtrundgang mit unglaublichen Geschichten für Münster-Kenner‘ gebucht. Da freue ich mich jetzt drauf“, erklärt die 73-jährige Sophia Bier. Sie und ihr Mann sind sich einig: „Nächstes Jahr sind wir mit Sicherheit wieder dabei und Gasthörer werden wir jetzt auch!“

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