Pressemitteilung upm

Um- und Aufbrüche

Internationale Tagung zu Ägypten in der Spätantike an der Universität Münster

Münster (upm), 05. Juli 2011

Bis in die jüngste Zeit hält sich die Meinung, die Spätantike sei eine Epoche des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfalls gewesen. Doch textliche und archäologische Quellen zeigen ein anderes Bild dieses Zeitalters, das wie kaum ein anderes von gesellschaftlichen und religiösen Umbrüchen geprägt war. "Ägypten und seinem Umfeld in der Spätantike" ist deshalb eine internationale Tagung gewidmet, die das Institut für Ägyptologie und Koptologie und das Centrum für Geschichte und Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes der Universität Münster vom 7. bis 9. Juli veranstaltet.

Der Zeitraum vom Regierungsantritt des römischen Kaisers Diokletian 284 nach Christus bis zur arabischen Eroberung des Vorderen Orients um 635 bis 646 war geprägt von einem tief greifenden Umbau der Verwaltungsstruktur des Imperium Romanum unter Diokletian, die Gründung einer neuen Hauptstadt am Bosporus und dem Beginn der "Christianisierung" des Reiches unter Konstantin. Nachdem Justinian versucht hatte, das Gesamtreich wiederherzustellen, schrumpfte das oströmische Restgebiet auf Kleinasien, Griechenland und Süditalien zusammen. Kaiser Herakleios schuf daraus ein Staatswesen, das von den Historikern Byzantinisches Reich genannt wird und bis 1453 überlebte.

Eine Vielzahl von Quellen zu dieser Epoche ist vor allem aus Ägypten erhalten, laufende Grabungen erschließen weitere. Vor allem die Umwälzungen in der Religion - um nur ein von besonders dramatischen Veränderungen betroffenes Gebiet der gesellschaftlichen Entwicklung heraus zu greifen - haben in Ägypten tiefe Spuren hinterlassen, die wie ein Spiegel die Entwicklungen im ganzen Imperium reflektieren. Alle Religionen und Strömungen des frühen Christentums haben beispielsweise in Ägypten tiefe Spuren hinterlassen, die hier oft als einzige Zeugnisse von ihnen erhalten sind. Ägypten wirkte jedoch nicht nur auf sein Umfeld, sondern befand sich ebenso in einem Geflecht von Einflüssen aus seinen Nachbarländern. Die Faszination dieser Epoche macht gerade die Interaktion Ägyptens mit seinen Nachbarn im Süden, Osten, Norden und Westen aus, die gleichermaßen von den gesellschaftlichen Umwälzungen betroffen waren.

Tagungsprogramm