Pressemitteilung upm

Fenster in die Vergangenheit

Dr. Julián Dib als Humboldt-Stipendiat zu Gast an der Universität Münster

Münster (upm), 20. Juli 2011

Lebende Stromatolithen im Socompa-See in den argentinischen Anden
Lebende Stromatolithen im Socompa-See in den argentinischen Anden Foto: Maria Eugenia Farias
Dr. Julián Dib
Dr. Julián Dib Foto: privat

Das Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie der Universität Münster hat ab August einen argentinischen Nachwuchswissenschaftler zu Gast, der sich mit besonderen biologischen Gebilden befasst: Dr. Julián Rafael Dib beschäftigt  sich mit den ältesten bekannten lebenden Stromatolithen. Wissenschaftler entdeckten diese Kalkgesteine biologischen Ursprungs vor etwa zwei Jahren in extrem salzigen Seen hoch oben in den argentinischen Anden. Der 33-jährige Biochemiker führt nun bis Juli 2013 in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Friedhelm Meinhardt molekularbiologische und molekulargenetische Untersuchungen zu diesem einzigartigen Fund durch. Ermöglicht wird der Forschungsaufenthalt durch ein Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

Stromatolithen entstehen durch den Stoffwechsel von Mikroorganismen wie Bakterien oder Cyanobakterien ("Blaualgen"), die eine bis zu einem Zentimeter dicke Schicht bilden. Dabei wächst die Schicht oben auf dem Kalkgestein, während sich darunter neues Gestein bildet. Lebende Stromatolithen werden daher stetig größer.

Fossile Stromatolithen, deren Mikroorganismen längst abgestorben sind, sind häufig zu finden. Dagegen sind lebende, im Wachstum befindliche Stromatolithen sehr selten. Die argentinischen Stromatolithen wachsen unter extrem lebensfeindlichen Bedingungen. Das Wasser der Seen ist nicht nur besonders salzig, sondern es gibt aufgrund der Höhe von 3600 Metern über dem Meeresspiegel nur wenig atmosphärischen Sauerstoff, und die UV-Strahlung ist deutlich erhöht. Die extremen Bedingungen, unter denen sie wachsen, gleichen denen vor Milliarden von Jahren auf der Erde, vermuten Wissenschaftler. Daher sind diese lebenden Stromatolithen eine Art Fenster in die Vergangenheit.

Im Fokus der Analysen von Julián Dib stehen bestimmte Elemente des Erbguts von Bakterien aus den argentinischen Stromatolithen. Der junge Wissenschaftler will an der WWU klären, ob diese Elemente dazu beitragen, den Mikroorganismen das Überleben an einem so extremen Standort zu ermöglichen.

Julián Dib, geboren am 5. Januar 1978, forscht in der Arbeitsgruppe von Dr. Maria Eugenia Farias am PROIMI, einem Forschungsinstitut des argentinischen Nationalen Rates für wissenschaftliche und technologische Forschung in der argentinischen Provinz Tucumán. Für die münsterschen Wissenschaftler ist er kein Unbekannter: Bereits im Jahr 2008 war er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes zu Gast am Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie.

Die Arbeitsgruppe von Friedhelm Meinhardt kooperiert seit 2006 mit den argentinischen Wissenschaftlern um Maria Farias, die an der Untersuchung des spektakulären Fundes in den Anden beteiligt sind.