Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Foto: WWU - Peter Grewer
Münster (upm), 19. Juli 2011
Sie sind neugierig. Und sie sind mutig. Sie interessieren sich für Drittmittel, Graduiertenkollegs und die eigenen Studienchancen – sie wollen zudem ihre "Chef-Qualitäten" unter Beweis stellen. Kurzum: Die 20 Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Sozialwissenschaften am Kinderhauser Geschwister-Scholl-Gymnasium sind auf der Suche nach einer besonderen Herausforderung. Und sie haben sie mit der Aktion "Chef für 1 Tag" gefunden: Prof. Dr. Ursula Nelles, Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, wird im Herbst einen Tag lang ihren Chef-Sessel räumen und die Leitung der fünftgrößten deutschen Hochschule einem der Schüler überlassen. Zur Vorbereitung auf die Amtsübernahme stand die Rektorin der Klasse jetzt rund eineinhalb Stunden Rede und Antwort. Der Respekt vor der Aufgabe dürfte danach nicht kleiner geworden sein, zumal die Rektorin prophezeite: „Am Ende dieses Tages werden Sie einigermaßen platt sein."
Der Kurs unter der Leitung von Lehrerin Rita Schumacher hatte sich mit einer pfiffigen Bewerbung gegen die bundesweite Konkurrenz durchgesetzt. Insgesamt hatten sich mehr als 200 Schulen an der Aktion beteiligt, die das Wirtschaftsmagazin „Focus Money", die Personalberatung „Odgers Berndtson" und die Stiftung Lesen bereits zum siebten Mal veranstalten. Den derzeit laufenden Chef-Gesprächen in den jeweiligen Klassen folgt Anfang Oktober ein Casting, bei dem die Fachleute von Odgers Berndtson acht Gewinnerinnen und Gewinner auswählen werden, auf die eine einzigartige Bewährung wartet: die Leitung eines Großunternehmens beziehungsweise einer Hochschule. In diesem Jahr beteiligen sich neben der Universität Münster der Chemiekonzern Altana, die Direktbank Cortal Consors, die DEVK-Versicherung, die Fondsgesellschaft Fidelity International, die Südhessische Energie AG, Hyundai Motor Deutschland und das Hilfswerk World Vision.
Dieser Tag ist für die Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums noch weit weg, noch interessieren sie sich allein für die WWU. In ihrer Fragestunde mit Rektorin Ursula Nelles ging es nicht nur, aber auch um die wirtschaftlichen Hintergründe der WWU, die mit einem Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde Euro und 5000 Beschäftigten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Münster und Umgebung ist. „Die Universität ist natürlich in erster Linie ein Ort der Lehre und der Forschung", betonte Ursula Nelles. „Deswegen freut es mich, dass sich die Klasse von Frau Schumacher auch für wirtschaftliche Aspekte interessiert. Schließlich ist die WWU der größte Arbeitgeber in Münster."
Mit welchen Unternehmen kooperiert die WWU? Wie setzt die Universität das Geld von Dritten, also die sogenannten Drittmittel, konkret ein? Stellt eine Hochschule auch Kosten-Nutzen-Rechnungen auf? „Selbstverständlich, vor allem in allen administrativen Bereichen", antwortete Ursula Nelles auf letztgenannte Frage, „aber Forschung braucht vor allem eines: Freiheit." Auch den anderen Fragen folgten detaillierte Antworten, etwa zum europäischen Erasmus-Austauschprogramm, zum Bachelor- und Master-System und zur aktuellen Wohnsituation für Studierende in Münster. So kurz vor dem Abitur interessierten sich die Schülerinnen und Schüler natürlich auch dafür, wie sie mit Blick auf die steigenden Bewerberzahlen die eigenen Chancen auf einen Studienplatz verbessern könnten. Die Antwort von Rektorin Ursula Nelles fiel kurz, knapp und eindeutig aus: „Bringen Sie gute Noten mit."
Norbert Robers