Pressemitteilung upm

Kunst versteckt hinter Schränken

Jura-Professor entdeckt Wandbild von Paul Grimm / Sehr gut erhaltenes Original aus den 1950er Jahren

Münster (upm), 05. September 2011

Das Wandbild von Paul Grimm im Juridicum. Mittels Doppelbelichtung (zwei Bilder in einem) wird deutlich, wie die Schränke vorm Verrücken nahezu das gesamten Werk verdeckten.
Das Wandbild von Paul Grimm im Juridicum. Mittels Doppelbelichtung (zwei Bilder in einem) wird deutlich, wie die Schränke vorm Verrücken nahezu das gesamten Werk verdeckten. Foto: WWU - Peter Grewer
Der Entdecker des vergessenen Kunstwerkes, Jura-Professor Thomas Hoeren.
Der Entdecker des vergessenen Kunstwerkes, Jura-Professor Thomas Hoeren. Foto: WWU - Peter Grewer

Schränke zu verrücken, verleiht Räumen oft eine ganz neue Wirkung. Manchmal wird dabei Verlegtes oder sogar gänzlich Vergessenes zu Tage gefördert. Dass es sich dabei um Kunst handelt, ist eher die Ausnahme - aber genauso geschehen dieser Tage im Juridicum der Universität Münster. Dort wurde beim Verschieben sehr hoher Schließfachschränke ein Wandbild entdeckt, geometrisch-abstrakt gestaltet, gehalten in gelb, rot und grau, vier mal sechs Meter groß und vergleichsweise gut erhalten - bedenkt man, dass es 1957/58 entstanden ist.

Der Künstler, Bildhauer Paul Grimm, lebt heute 85-jährig bei Frankfurt/Main. "Dass es das noch gibt!", sagte er staunend am Telefon zu Jura-Professor Thomas Hoeren, der das Schränkerücken veranlasst und das vergessene Kunstwerk entdeckt hatte. Paul Grimm, Meisterschüler bei Ewald Mataré und Kommilitone von Joseph Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf, hatte seinerzeit einen Wettbewerb zur Wandgestaltung im neu erbauten Juridicum gewonnen.

Nach den Worten Thomas Hoerens verdeutlicht das Bild, das dem Suprematismus, einer Kunstsströmung im Umkreis von Konstruktivismus und Futurismus, zuzurechnen ist, die transnationale Idee des Künstlers. "Es ist ein Bild der Vernetzung, eine Verbindung verschiedener Kontinente", erzählt der Jurist. Paul Grimm könne sich noch sehr gut an die Entstehung des "Sgraffitos", ein in Putz geritztes Bild, erinnern. In mehreren Arbeitsschritten entstand – beäugt von skeptischen Bauarbeitern – das Werk, buchstäblich verewigt in der dicker werdenden Mauerputz-Schicht.

Thomas Hoeren, Prodekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, will nun kleinere Restaurierungsarbeiten auf den Weg bringen und dann Künstler Paul Grimm zur Enthüllung des neuen, alten Werkes nach Münster einladen. Ach, und weitersuchen nach vergessenen oder zugestellten Kunstwerken will der Jurist auch, gemeinsam mit dem Universitätsausschuss für Kunst und Kultur.

Universitätsausschuss für Kunst und Kultur der Universität Münster