Pressemitteilung upm

Vorbeugen statt strafen

Rechtspsychologen tagen in Münster

Münster (upm), 15. September 2011

"Strafe ist eine lernpsychologisch fragwürdige und oft eher hilflose Reaktion auf delinquentes Verhalten. Sie ist außerdem meist wirkungslos, wenn zwischen Tat und Verfahren viel Zeit verstreicht. Statt auf Strafe zu setzen, sollte man sich stärker mit den Entstehungsbedingungen delinquenten Verhaltens und mit angemesseneren Interventionsformen auseinandersetzen", sagt Prof. Dr. Wolfgang Bilsky. "Prävention und Intervention" ist folgerichtig auch das Hauptthema der von ihm ausgerichteten Fachgruppentagung Rechtspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, die vom 22. bis 24. September an der Universität Münster stattfindet.

Erwartet werden knapp 200 Teilnehmer, die sich beispielsweise mit Elterntrainings, Amokläufen an Schulen und der Prävention von Tötungsdelikten von Neugeborenen oder Intimpartnern beschäftigen werden. "Es ist besser, es erst gar nicht erst zu Straftaten kommen zu lassen", sagt Organisator Bilsky. Deswegen müsse sich der Blick nicht nur auf den einzelnen Täter richten, sondern auch auf Familie, Schule und soziales Umfeld.

Die beiden zentralen Symposien dieser Tagung sind den Themen "Prävention" und "Intervention" gewidmet. Die drei Plenumsvorträge beschäftigen sich mit der entwicklungsbezogenen Prävention, Jugendgewalt und den Entwicklungsrisiken speziell von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Hauptsymposien werden flankiert von drei weiteren Symposien. Diese haben die Themen Intelligenzminderung, Psychopathie und angewandte Polizeiforschung.

"Der Schwerpunkt der Rechtspsychologie liegt allerdings nach wie vor auf der Begutachtung. Hier sind vor allem Fragen der Glaubhaftigkeit von Aussagen, der Schuldfähigkeit und der Prognose zu beantworten", erklärt Wolfgang Bilsky. Deshalb sei es das Bestreben der Fachgruppe Rechtspsychologie, einheitliche Standards und klare Richtlinien für die Ausbildung von Gutachtern durchzusetzen und damit deren Qualifikation zu sichern.

Die Vielschichtigkeit und Relevanz des Forschungsgebietes Rechtspsychologie zeigt sich auch in der Vortagung am 21. September. "Verhandlungsforschung für Praktiker" berücksichtigt die verschiedenen Ebenen, die bei Krisenverhandlungen eine Rolle spielen: Neben inhaltlichen Problemen sind die Beziehungen zwischen den Konfliktparteien, ihre Emotionen und die Gefahr eines Gesichtsverlusts gleichermaßen zu beachten. Hier kann an Erkenntnisse aus ganz unterschiedlichen Forschungs- und Anwendungsfeldern angeknüpft werden. Dementsprechend dient diese Vortagung vor allem einem Erfahrungsaustausch zwischen Theorie und Praxis.

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