Pressemitteilung upm

Wie bewerten Wissenschaftler die NRW-Jugendkriminalpolitik?

Universität Münster richtet 2. Jugendgerichtstag aus / Landesjustizminister Thomas Kutschaty kommt

Münster (upm), 28. September 2011

"Aufbruch ins Ungenannte – Wohin steuert die Jugendkriminalpolitik in NRW?" Das Hauptreferat des Kölner Kriminologen Prof. Dr. Frank Neubacher steht am Donnerstag, 6. Oktober, im Fokus des 2. NRW-Jugendgerichtstags in Münster. Veranstalter sind die Regionalgruppen Nordrhein und Westfalen-Lippe der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e. V. (DVJJ). Kriminologe Prof. Dr. Klaus Boers von der Universität Münster leitet die westfälische Gruppe, Frank Neubacher die rheinische.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die in Kooperation mit den Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) stattfindet, stehen unter anderem die Themen Kooperation im Strafverfahren, Strategien im Umgang mit Intensivtätern, Neue Medien und Jugendkriminalität, Diversion im Jugendstrafverfahren sowie Jugendarrest und Jugendstrafvollzug.

"Wir wollen die Vorhaben der neuen Landesregierung im Bereich der Jugendhilfe und des Jugendstrafrechts intensiv diskutieren. Zum Beispiel das von Innenminister Ralf Jäger vorgeschlagene Intensivtäter-Projekt 'Kurve kriegen', dem viele Praktiker eher skeptisch gegenüberstehen", sagt Frank Neubacher. Auch wie die von der rot-grünen Landesregierung im Koalitionsvertrag angekündigten Programme zur Haftvermeidung ausgestaltet werden können, werde ein zentrales Thema.

"Im Jugendhilfebereich und bei der Jugendhilfe gibt es gerade bei der Prävention zu viele Zuständigkeiten und kommunale Einzelprojekte. Wir wollen mit Vertretern aus Politik und Praxis nach Wegen suchen, die zu einer besseren Koordination und schnelleren Abläufen führen", kündigt Klaus Boers an. Die Diversion, also die wenn nötig auch von Erziehungsmaßnahmen begleitete Einstellung des Jugendstrafverfahrens, werde auf dem Jugendgerichtstag  ein wichtiges Thema sein. Sie sei seit mehr als 30 Jahren ein fester Bestandteil der staatsanwaltschaftlichen und gerichtlichen Praxis. Dennoch würden nach wie vor härtere Verurteilungen für straffällige Jugendliche gefordert.

Der Jugendgerichtstag startet um 10 Uhr im Hörsaalgebäude am Hindenburgplatz mit einem Grußwort des nordrhein-westfälischen Justizministers Thomas Kutschaty sowie des Ministerialdirigenten Manfred Wallhorn aus dem NRW-Jugendministerium.

Über die Diversion und das Pilotprojekt "Teen-Courts", bei dem Jugendliche selbst Sanktionsvorschläge für delinquente Altersgenossen machen, sowie über die anderen Themen berichten und diskutieren unter anderem der Bonner Kriminologe Prof. Dr. Torsten Verrel, die Wuppertaler Oberstaatsanwältin Barbara Mayr, die Jugendrichter Dagmar Thalmann aus Freiburg und Berthold Seilmann aus Bergisch Gladbach, vom Kölner Jugendamt Jürgen Schüle, der Leiter der Jugendstrafanstalt Iserlohn, Karl-Heinz Bredlow, Rechtsanwältin Heide Derks aus Münster, der Pädagoge Prof. Dr. Philipp Walkenhorst, Birgit Kunde vom Landeskriminalamt Düsseldorf, die münstersche Kriminologin Kristina Kanz und der Kölner Bewährungshelfer Peter Reckling.

Die DVJJ ist seit 1917 mit heute bundesweit 1800 Mitgliedern die Vereinigung aller am Jugendstrafverfahren beteiligten Berufsgruppen. Dazu gehören unter anderem Jugendrichter, Jugendstaatsanwälte, Jugendhelfer, Jugendbewährungshelfer, Jugendkriminalpolizisten und Strafverteidiger.

Tagungsprogramm Prof. Dr. Frank Neubacher Prof. Dr. Klaus Boers Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e. V. (DVJJ)