Pressemitteilung upm

Wozu gute Vorsätze?

Erfolg genießen ohne Anstrengung / Ein Gastbeitrag von Prof. Aloys Prinz und Björn Bünger von der Universität Münster

Münster (upm), 23. Dezember 2011

Bekanntlich soll man Feste feiern, wie sie fallen. Gerade zum Jahresende werden mit Weihnachten sowie Silvester und Neujahr kurz hintereinander Auszeiten vom Arbeitsleben genommen. Zu den verbreiteten Ritualen wie Bleigießen und Raketenzünden gehört auch das Fassen guter Vorsätze. Weithin beliebt sind Ziele wie ein gesünderer Lebenswandel oder das Abnehmen. Häufig bleibt es bei den Vorsätzen, oft  überstehen sie nicht einmal den ersten Monat des neuen Jahres. Warum nehmen wir uns gerade zu Silvester solche Dinge vor? Warum ist es sinnvoll, Vorsätze zu fassen, auch wenn man sie nicht einhält? Gibt es einen Weg, sich selbst zur Einhaltung der Vorsätze zu überlisten? Obwohl diese Fragen auf den ersten Blick mehr mit Psychologie als mit Ökonomie zu tun haben, kann man mit den Erkenntnissen der Verhaltensökonomik (einer Kombination aus Psychologie und Ökonomik) versuchen, diese Fragen zu beantworten.
Warum also gerade Vorsätze zum Jahreswechsel? Weil er eine Zäsur unserer Zeitstruktur darstellt. Ein solcher Haltepunkt ermöglicht eine Bilanz des vergangenen Jahres und einen Ausblick auf das kommende. Wenn wir nach vorne schauen, liegt vor uns eine ungewisse Zukunft, besetzt mit Ängsten und Hoffnungen. Um ein höheres Maß an Kontrolle über das künftige Wohlergehen zu gewinnen, können wir unser Verhalten durch Vorsätze in günstige Bahnen lenken. Es ist also sinnvoll, sich Ziele zu stecken.

Warum werden Ziele in Form guter Vorsätze gefasst? Jeder weiß: Ziele wirken umso leichter erreichbar, je weiter sie in der Zukunft liegen. Da das Gehirn uns dafür belohnt, dass wir uns überhaupt Ziele setzen und ihre Realisierung vorwegnehmen, genießen wir den Erfolg bereits ohne Anstrengung. Allerdings ergibt sich der Nachteil, dass die meisten Vorsätze nicht eingehalten werden, weil damit "Kosten" anfallen wie etwa Verzicht auf lieb gewonnene Verhaltensweisen. In der Theorie wird dieser Konflikt auch als Disput zwischen dem heutigen Planer und dem künftigen Macher innerhalb der eigenen Person beschrieben. Gute Vorsätze allein reichen kaum aus, den eher kurzfristig handelnden Macher zu motivieren, die Ziele des langfristig denkenden Planers umzusetzen.

Was kann man tun, um die Ziele dennoch zu erreichen? Eine wirksame Methode besteht darin, die Kosten für den Macher bei einem Abweichen von den Vorsätzen zu erhöhen. Man kann sich das vorstellen wie bei einem Vertrag mit Unternehmen, der eine Strafe bei Nichteinhaltung einer Vereinbarung vorsieht. Oder denken Sie an eine Ehe und die mit deren Scheitern verbundenen möglichen Scheidungskosten. Am wirksamsten können Vorsätze untermauert werden, indem man Freunde darüber informiert und ihnen zusagt, ein Fest für sie zu veranstalten für den Fall, dass man den Vorsatz nicht einhält. Dieses Versprechen ist zwar nicht einklagbar, bringt aber einen beachtlichen Gesichtsverlust mit sich, sollte man Vorsatz und Versprechen nicht einhalten. Schafft man es nicht, den Vorsatz einzuhalten, kann man wenigstens mit den Freunden feiern, auch wenn man die Kosten dafür tragen muss.

Es ist also sinnvoll, an Silvester gute Vorsätze zu fassen, selbst wenn man sie dann doch nicht einhält. Je ernsthafter man die Einhaltung anstrebt, desto höhere Kosten sollte man sich selbst auferlegen für den Fall, dass man sie nicht einhält. Allerdings dürfen wir eines nicht vergessen: Feste zu feiern wie sie fallen – mit Menschen, die uns nahestehen und die wir mögen.

Von Prof. Dr. Aloys Prinz, Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft und Björn Bünger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am gleichen Institut.

Prof. Dr. Aloys Prinz Björn Bünger