Pressemitteilung upm

Studie: Gesteigerter Ekel vor Blut oder Spritzen führt nicht zu Ohnmachtsanfällen

Psychologen der Universität Münster befragten Blutspender nach Angst, Ekel, Ohnmachtsgefühlen und tatsächlicher Ohnmacht während der Blutspende

Münster (upm), 29. Dezember 2011

Anna Voßbeck-Elsebusch und Prof. Dr. Alexander L. Gerlach
Anna Voßbeck-Elsebusch und Prof. Dr. Alexander L. Gerlach Foto: WWU - Psychologie

Menschen, die bei der Konfrontation mit Spritzen oder Blut in Ohnmacht fallen, sind besonders ekelempfindlich. Diese weitverbreitete These haben Psychologen der Universität Münster widerlegt. Mittels einer Befragung von Blutspendern und einer anschließenden Prüfung durch eine neue statistische Methode fanden Prof. Dr. Alexander L. Gerlach und Diplompsychologin Anna Voßbeck-Elsebusch heraus, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Zusammenhang zwischen Ekelempfinden und tatsächlichen Ohnmachtsanfällen während der Blutspende gibt. Ihre Studie wurde kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift "Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry" veröffentlicht.

"In einer Online-Stichprobe mit 361 Blutspendern haben wir nach deren Ängsten vor blutenden Verletzungen oder Spritzen gefragt, nach Ekelempfindlichkeit und nach körperlichen Symptomen wie Schwindel, Schwitzen und Übelkeit oder tatsächlichen Ohnmachten während der Blutspende", erklärt Psychotherapeutin Anna Voßbeck-Elsebusch.

Auffällig war, dass Spender mit starken Ekelgefühlen genauso oft oder selten in Ohnmacht fallen, wie Menschen ohne Ekelgefühle. "Bislang ging eine einflussreiche Theorie in der Psychologie davon aus, dass das Ausmaß der Ekelempfindlichkeit die Ohnmachtsgefahr beeinflusst. Auf der Grundlage unserer Ergebnisse ist dieses jedoch sehr unwahrscheinlich", berichtet Anna Voßbeck-Elsebusch weiter. Nun seien allerdings weitere Studien nötig, um die auf den Erinnerungsberichten der Blutspender beruhenden Erkenntnisse zu überprüfen.








Originalpublikation:
Vossbeck-Elsebusch A. N., Gerlach A. L.: The relation between disgust-sensitivity, blood-injection-injury fears and vasovagal symptoms in blood donors: Disgust sensitivity cannot explain fainting or blood donation-related symptoms. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry Volume 43, Issue 1, March 2012, Pages 607-613; Available online (doi:10.1016/j.jbtep.2011.08.005)

Studie Prof. Dr. Alexander L. Gerlach an der Universität Münster