Pressemitteilung upm

Universität trauert um Prof. Dr. Wilhelm Flitsch

Ehemaliger Hochschullehrer des Organisch-Chemischen Instituts im Alter von 87 Jahren verstorben

Münster (upm), 11. Mai 2012

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um Prof. Dr. Wilhelm Flitsch. Der ehemalige Hochschullehrer des Organisch-Chemischen Instituts ist am 8. Mai im Alter von 87 Jahren verstorben.

Wilhelm Flitsch studierte nach dem Zweiten Weltkrieg das Fach Chemie in Münster. Er musste sich die Zulassung zum Studium zunächst als Baugehilfe beim Wiederaufbau Münsters in der damaligen Ruine des Schlosses erarbeiten. Mit der Dissertation zur Synthese des Grundgerüstes der Pyrrolizidin-Alkaloide schloss Wilhelm Flitsch 1955 das Studium der Chemie im Arbeitskreis von Prof. Dr. Fritz Micheel ab. Es folgten im Jahr 1962 die Habilitation für das Fach Organische Chemie an der Universität Münster und 1968 die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor.

Seine Forschungsinteressen hatten sich mit der Heterocyclen-Chemie von der Hauptforschungsrichtung seines Mentors Micheel und der des Instituts, der Kohlenhydrat-Chemie, entfernt. Heterocyclische Verbindungen enthalten im Ring neben Kohlenstoff auch andere Elemente wie zum Beispiel Stickstoff und finden als Alkaloide, Antibiotika und andere Wirkstoffe in  Medizin und Pharmazie  großes Interesse. Die Forschungsergebnisse, die Wilhelm Flitsch gemeinsam mit seinen Diplomanden und Doktoranden erarbeitete, wurden in zahlreichen Fachzeitschriften, Serienbänden und Monografien veröffentlicht. Sie fanden internationale Anerkennung und bildeten die Grundlage für rege wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu Kollegen insbesondere in Großbritannien. In der Lehre setzte sich Wilhelm Flitsch vor allem für eine zeitgemäße Ausbildung der Studierenden der Medizin und der Zahnmedizin ein, indem er neue Unterrichtsformen in die theoretische und praktische Ausbildung einführte.

Aus dem Interesse an der Chemie und Biologie des Weines erwuchs ein persönliches Steckenpferd, dem er nach seiner Emeritierung im Jahre 1989 treu blieb. Sein Buch "Wein. Verstehen und Genießen" fand auch bei Nicht-Naturwissenschaftlern großen Anklang; es liegt jetzt in der zweiten Auflage vor. Besonders faszinierte Wilhelm Flitsch auch die Kultur- und Kunstgeschichte des Altertums. Dieses Hobby pflegte er durch regelmäßige Reisen zu den klassischen Orten rund um das Mittelmeer.

Wilhelm Flitsch blieb der Chemie und seinem Institut stets eng verbunden: Er war bis ins Jahr 2000 der Fachbereichsbeauftragte für den Forschungsbericht der Westfälischen Wilhelms-Universität. Bis ins hohe Alter nahm er an wissenschaftlichen Kolloquien und Symposien teil.