Pressemitteilung upm

"Wirt-Parasit-Koevolution" geht weiter

DFG fördert Schwerpunktprogramm für weitere drei Jahre / Fünf Millionen Euro für evolutionsbiologisches Projekt

Münster (upm), 10. Juli 2012

Wirt und Parasit: Ein toter Stichling mit eröffneter Leibeshöhle, aus der sich ein Bandwurm herausbewegt.
Wirt und Parasit: Ein toter Stichling mit eröffneter Leibeshöhle, aus der sich ein Bandwurm herausbewegt. Foto: Martin Kalbe

Eine gute Nachricht für die münsterschen Evolutionsbiologen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Schwerpunktprogramm "Wirt-Parasit-Koevolution" für weitere drei Jahre mit rund fünf Millionen Euro. Das bundesweite Programm, das 2008 gestartet ist, wird von Prof. Dr. Joachim Kurtz vom Institut für Evolution und Biodiversität der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) koordiniert.

Im Fokus der Forscher steht das komplizierte Wechselspiel zwischen Wirten und Parasiten. "Dabei fassen wir den Begriff 'Parasit' sehr weit, er beinhaltet zum Beispiel auch Bakterien. Es geht um das Prinzip Parasitismus, nicht um bestimmte Organismengruppen", erklärt Joachim Kurtz. In Echtzeit verfolgen kann man das evolutionäre Wettrüsten beispielsweise bei der Anpassung krankmachender Bakterien, die der Immunabwehr ihrer Wirte immer wieder entkommen. Doch nicht nur Bakterien, sondern auch andere Krankheitserreger und Parasiten ändern sich fortlaufend – genau wie deren Wirte, die den veränderten "Angriffsstrategien" neue Abwehrmechanismen entgegensetzen. Münstersche Biologen erforschen im Rahmen des Schwerpunktprogramms zum Beispiel die gegenseitige Anpassung von Stichlingen und Bandwürmern, die im Körper der Fische heranwachsen.

Die Wissenschaftler beleuchten das Thema von verschiedenen Seiten. Dazu führen sie Freilandbeobachtungen, Laborexperimente sowie theoretische Studien durch und setzen moderne genomische Untersuchungsmethoden ein. "Wir wollen besser verstehen, wie evolutionäre Anpassungsprozesse auf molekularer Ebene funktionieren", erklärt Joachim Kurtz. Wirt-Parasit-Koevolution könne so zum genaueren Verständnis rascher evolutiver Anpassungen ganz allgemein führen.

Die Begutachtung aller eingereichten Projekte hatte im April im Rahmen eines Symposiums in Münster stattgefunden. Das internationale Gutachter-Gremium zeigte sich laut DFG erfreut darüber, dass das Schwerpunktprogramm schon jetzt die evolutionsbiologische Forschung in Deutschland maßgeblich gefördert habe und dass insbesondere junge Wissenschaftler sehr von der Vernetzung verschiedener Disziplinen profitierten. Die DFG fördert in der zweiten Periode insgesamt 19 Projekte. Davon sind sieben an der WWU angesiedelt beziehungsweise werden unter Beteiligung von münsterschen Biologen durchgeführt.

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