Pressemitteilung upm

De Birota

Größte Tagung der Neolatinistik findet an der Universität Münster statt / 5. bis 11. August

Münster (upm), 01. August 2012

Welche Bedeutung hat Latein für die Politik? Welche für die Religion? Auf den ersten Blick nicht viel, auf den zweiten Blick eine enorme Bedeutung, wie sich gerade am Beispiel Münster zeigen lässt. Der Kampf zwischen Kirche und Wiedertäufern war auch ein Kampf zwischen Latein und Volkssprache. Der Herausbildung der Nationalstaaten, wie sie sich im Westfälischen Frieden widerspiegelt, folgte die Herausbildung der Nationalsprachen, die das von allen gesprochene Latein verdrängten. So ist es kein Wunder, dass in Münster das größte Zusammentreffen von Neolatinisten vom 5. bis 11. August stattfindet. Erwartet werden rund 300 Wissenschaftler zu 240 Fachvorträgen.

Die neulateinische Kultur, die mit der Renaissance beginnt, reicht bis heute. Noch immer ist Latein Amtssprache im Vatikan. Aber auch viele Liebhaber halten die Sprache am Leben, erweitern sie um Ausdrücke für moderne Gegenstände und Verhalten. Mithilfe von Neologismen oder Umschreibungen wird die eigentlich ausgestorbene Sprache modernisiert. Ein lokales Beispiel: "Fahrräder" heißen auf Latein Birota, von "Bi" = "Zwei" und "Rota" das "Rad". "De Birota" ist auch ein Kapitel in dem Reiseführer "De Laudibus Monasterii Westphaliae metropolis" überschrieben, den Dr. Oleg Nikitinski extra für die Tagung auf Latein geschrieben hat. Der Band, in dem auch Originaltexte wie die Studienordnung des Paulinums abgedruckt sind, soll später auch im Handel erhältlich sein.

"Wir verstehen die Neolatinistik nicht nur als Sprachwissenschaft, sondern als Kulturwissenschaft", sagt Prof. Karl Enenkel, Leiter des Seminars für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Münster. "Wer die Täufer oder die Entwicklung hin zum Westfälischen Frieden verstehen will, kann das nur, wenn er sich mit der lateinischen Kultur dieser Zeit beschäftigt", ergänzt sein Mitarbeiter Christian Peters.

Kulturwissenschaftlich wird es bei der Tagung, wenn es beispielsweise um die Rolle der Frau in der neulateinischen Literatur oder um Latein und Erziehung geht, etwa im Falle des Lateinunterrichts an Domschulen. Aktuelle Projekte zu den digitalen Werkzeugen, mit denen neulateinische Texte erschlossen und zugänglich gemacht werden, stehen ebenso auf dem Programm wie lokalgeschichtliche Themen, zum Beispiel der münstersche Humanismus. Weitere Informationen sind unter www.uni-muenster.de/mittellatein/kongress.htm zu finden.

Kongress- Programm