Pressemitteilung upm

Doppelter Erfolg für Münsteraner

Über eine Million Euro gehen an Historiker

Münster (upm), 06. August 2012

Dr. Sita Steckel und Dr. Torsten Hiltmann
Dr. Sita Steckel und Dr. Torsten Hiltmann Foto: WWU/Pietsch

Damit hat niemand gerechnet: Mit Dr. Sita Steckel und Dr. Torsten Hiltmann wurden gleich zwei junge Historiker der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) mit einem Dilthey-Fellowship ausgezeichnet. Dieses Förderprogramm für die Geisteswissenschaften, eines der angesehensten in Deutschland, wird von der Volkswagen-Stiftung und der Fritz-Thyssen-Stiftung gemeinsam ausgerichtet. Mit dem Fördergeld können beide nun über fünf Jahre forschen, jeweils eine eigene Nachwuchsforschergruppe aufbauen und internationale Netzwerke schaffen. Gemeinsam bringen die beiden Wissenschaftler mehr als eine Million Euro ans Historische Seminar. Insgesamt wurden sechs Fellowships in den Geisteswissenschaften vergeben.

Sita Steckel wird im Rahmen ihrer Dilthey-Fellowship die mittelalterlichen Grundlagen der modernen Wahrnehmungen religiöser Diversität untersuchen. Wie sie an Polemiken des 12. und 13. Jahrhunderts zeigt, entstanden in dieser Zeit wichtige Beurteilungskriterien für Religiosität. In Streitigkeiten über christliche Gruppen oder sogar über die Überzeugungen und Praktiken verschiedener Religionen wurden bald schon ähnliche oder gleiche Kategorien zur Beurteilung des Christentums wie des Judentums und des Islams benutzt. Als besonders kontroverses Thema erwies sich auch in mittelalterlicher religiöser Polemik schon die Rolle der Frauen und die Ordnung der Geschlechter.

Die 37-jährige Sita Steckel studierte und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist seit 2004 an der WWU tätig. Seit 2008 ist sie Projektleiterin im Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne", unterbrochen von einem Gastaufenthalt an der Harvard University (USA) im akademischen Jahr 2010/11. Die Dilthey-Förderung gibt ihr die Möglichkeit, exzellente Forschung mit der Lehre zu verbinden und als Teil des Projekts mit neuen Lehrformen zu experimentieren.

In seinem Projekt "Die Performanz der Wappen" beschäftigt sich Torsten Hiltmann mit der Geschichte der Wappen von deren Entstehung bis ins 15. Jahrhundert. Dabei geht es ihm vor allem um die Frage, wie sich die einstigen Schildzeichen der Ritter zu so komplexen, einflussreichen und allgegenwärtigen Medien entwickeln konnten, wie es die Wappen am Ende des Mittelalters waren. Diese nicht mehr nur als Hilfsmittel, sondern als Quellen eigenen Ranges betrachtend, eröffnet sein Projekt damit ganz neue Einblicke in die kulturellen, sozialen und medialen Ausdifferenzierungsprozesse in der mittelalterlichen Gesellschaft. In der Beschäftigung des 36-Jährigen mit der Kultur des Visuellen betritt das Projekt dabei ein für das Mittelalter noch kaum entwickeltes Forschungsfeld.

Torsten Hiltmann studierte Mittelalterliche Geschichte, Philosophie und Psychologie in Dresden und wurde im Rahmen eines deutsch-französischen Doppelabschlusses gleichzeitig an der TU Dresden und an der ÉPHÉ Paris promoviert. Etliche Jahre Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Paris, ist er seit 2008 in Münster, wo er ein eigenes DFG-Projekt zum spätmittelalterlichen Königsbegriff leitet. Daneben organisiert er eine Vortragsreihe mit französischen Nachwuchshistorikern und ist Mitinitiator des Interdisziplinären Frankreichforums an der WWU. Auch er freut sich darauf, dank der Dilthey-Fellowship sein Engagement in der Lehre weiter ausbauen zu können.

 

 

 

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