Pressemitteilung upm

Die anderen Könige

DFG finanziert Projekt eines WWU-Historikers

Münster (upm), 13. September 2012

Dr. Torsten Hiltmann
Dr. Torsten Hiltmann Foto: DHI Paris

Im "Schützenkönig" leben sie noch fort, die "anderen" Könige, die bis zum Beginn der Neuzeit die französische Gesellschaft bevölkerten. Zünfte, Genossenschaften, Spielleute und Herolde, Prostituierte und Händler hatten ebenso ihre Könige wie Bogenschützen und Adelsgesellschaften. Der münstersche Historiker Dr. Torsten Hiltmann von der Universität Münster untersucht das Phänomen in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 210.000 Euro unterstützten Projekt.

"Früher nahm man an, mit der Bezeichung eines Anführers als 'König' wolle man sich über den politischen König lustig machen", erklärt Torsten Hiltmann sein Projekt. Im "Kanevalsprinzen" spiegelt sich dieser Spott noch heute wider. Aber, so die vorläufigen Ergebnisse der Historikers, bis zum 16. Jahrhundert war der Begriff des "Königs" einfach viel weiter. Damit wurde einfach die soziale Stellung in einer Gruppe definiert, häufig durch eine Wahl für einen gewissen Zeitraum, zum Beispiel zur Vorbereitung eines Festes.

Erst danach wurde der Begriff eingegrenzt auf die politische Stellung. "Für die Beschäftigung mit dem spätmittelalterlichen Königtum, mit den in dieser Zeit geläufigen Vorstellungen von Herrschaft und gesellschaftlicher Ordnung wie insgesamt für die Auseinandersetzung mit den grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungsprozessen in dieser so wichtigen Epoche der politischen und kulturellen Transformation, bieten die 'anderen' Könige neue, bisher unbekannte Perspektiven", sagt Torsten Hiltmann.

Wie organisierte sich Gesellschaft jenseits der politischen Strukturen? Wie wurden beispielsweise Jugendgruppen in die Welt der Älteren eingebunden? Und was unterschied Frankreich und Deutschland? Eine Frage, die Torsten Hiltmann besonders am Herzen liegt, wurde er doch gleichzeitig in Paris und Dresden promoviert. "In Deutschland wurde 'König' nur in der Rheingegend verwendet", sagt er. In den anderen Teilen wurde dagegen der 'Graf' besucht, noch heute als "Deichgraf" geläufig. Die Funktionen aber ähnelten sich.

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