Pressemitteilung upm

Kleinvieh macht den Kohl fett

Erste deutschsprachige "Schwarmfinanzierungs-Plattform" für die Wissenschaft startet / Geoinformatiker der WWU suchen Unterstützer für Geo-Gesten-Projekt

Münster (upm), 21. November 2012

Mit vollem Körpereinsatz - die WWU-Geoinformatiker wollen neue Gesten entwickeln, um die Steuerung virtueller Globen zu verbessern.
Mit vollem Körpereinsatz - die WWU-Geoinformatiker wollen neue Gesten entwickeln, um die Steuerung virtueller Globen zu verbessern. Foto: WWU/ifgi

Ein spannendes Projekt, ein kreativer Einfall – wenn eigentlich alles da ist, aber das Geld fehlt, um die Idee zu verwirklichen, kann "Crowdfunding" eine Lösung sein. Bei der "Schwarmfinanzierung" ermöglichen viele Menschen durch finanzielle Unterstützung die Umsetzung einer Idee in die Tat. Die Rekrutierung der Unterstützer erfolgt über das Internet. Dieses Prinzip, das in Deutschland beispielsweise in der Kreativbranche bereits eingesetzt wird, können sich seit heute (21. November) auch Wissenschaftler zunutze machen: Die deutschsprachige Crowdfunding-Plattform "sciencestarter.de" der Initiative "Wissenschaft im Dialog" soll Forscher und Geldgeber zusammenbringen. Unter den ersten Teilnehmern sind auch Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Sie sammeln für ein Geoinformatik-Projekt zum Thema "Gesten-Interaktion mit Raum-zeitlichen Daten". Projektleiter Thomas Bartoschek ist "Sciencestarter der Woche".

"Hi. Ich bin Thomas. Ich würde euch gern ein Projekt vorstellen, das wir mit Eurer Hilfe bewältigen wollen." So beginnt ein kurzer Film auf der neuen Internetplattform. Darin stellt Thomas Bartoschek das Forschungsprojekt vor – und erklärt, weswegen er und sein Team vom Institut für Geoinformatik der WWU dafür auf das Geld von Unterstützern angewiesen sind: Die Forscher wollen einen interaktiven Globus mit virtuellen Landkarten und steuerbaren Computergrafiken weiterentwickeln. Zur Steuerung setzen die Geoinformatiker eine Technologie ein, die sonst hauptsächlich in Spielkonsolen angewendet wird: Über "Microsoft Kinect"-Tiefensensoren können die Nutzer durch ihre Körperbewegungen mit einem Rechner interagieren. Zum Beispiel können sie durch Gesten ein bestimmtes Gebiet auf der Landkarte, die auf einer Projektionsfläche dargestellt wird, heranzoomen und Zusatzinformationen abrufen oder eine zeitliche Entwicklung des dargestellten Gebiets verfolgen.

Die Technik haben die Geoinformatiker vor einigen Monaten erstmals einem breiten Publikum präsentiert, und zwar beim Wissenschaftssommer 2012. Zuvor war das Team mit dem "Dreieck der Nachhaltigkeit", bei dem die interaktive Steuerung eingesetzt wird, einer von drei Finalisten des bundesweiten Wettbewerbs "Wissenschaft interaktiv" geworden. "Dabei haben wir gemerkt, dass es bei manchen Gesten noch Schwierigkeiten gibt, was die Bedienbarkeit angeht. Zum Teil fällt es den Nutzer schwer, die Bewegungen korrekt auszuführen. Andere Probleme hängen mit der Körpergröße zusammen. So erkennen die Sensoren kleine Kinder nicht als Kommandogeber, weil deren Arme zu kurz sind", erklärt Thomas Bartoschek. Mit weiterer Programmier- und Entwicklungsarbeit ließen sich die Schwachstellen des Prototypen ausbessern. 8000 Euro wollen die Wissenschaftler sammeln, um eine Studie durchzuführen und auf der Grundlage von Nutzerbefragungen möglichst intuitiv verständliche und nutzerfreundliche neue Gesten zu entwickeln.

"Sciencestarter.de" soll laut den Initiatoren eine schnelle und einfache Umsetzung von kleineren wissenschaftlichen Projekten ermöglichen, die aus dem Etat von Lehrstühlen oder Forschungseinrichtungen nicht bezahlt werden können, die aber zu klein sind, um dafür einen Forschungsantrag zu schreiben und Drittmittel einzuwerben. Zudem soll die Plattform beispielsweise Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten auch die Möglichkeit zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit geben. So könnten die Forscher über ihre Projekte und deren Verlauf informieren. Die Öffentlichkeit habe durch die gezielte Förderung der Projekte direkten Einfluss auf die Themen und die Ausrichtung der Forschung.

Für die Plattform gelten die generell bei der Schwarmfinanzierung üblichen Regeln. So erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück, falls die erforderliche Mindestsumme nicht zusammenkommt, und sie erhalten von den Projektbetreibern ein vorher festgelegtes "Dankeschön". So schreiben die münsterschen Geoinformatiker bei einer Gabe von zwei Euro eine persönliche Dankes-E-Mail, bei einer Unterstützung der größten Kategorie von konkret 1024 Euro wird der Sponsor unter anderem in der aus dem Projekt entstehenden wissenschaftlichen Publikation erwähnt und bekommt außerdem Besuch: "Wir kommen mit dem Exponat zu Deiner Ausstellung, Firma oder nach Hause und stellen die neuen Gesten vor", heißt es bei Sciencestarter.

Projekt Geogestures bei Sciencestarter