Pressemitteilung upm

Interdisziplinäre Forschungen zum Central-Verein

Stiftung Mercator fördert Forschungen zur Geschichte des größten jüdischen Vereins Deutschlands in den 1930er Jahren

Münster (upm), 31. Januar 2013

Er nannte sich "Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" und wurde 1893 von in die deutsche Gesellschaft hineinwachsenden, vorwiegend bürgerlich-liberalen Juden zur Abwehr des zunehmenden Antisemitismus gegründet. "Von der Möglichkeit einer Symbiose von ‚Deutschtum und Judentum' waren die Vereinsmitglieder zutiefst überzeugt", sagt Judaistin Prof. Dr. Regina Grundmann. Der "Central-Verein" entwickelte sich schnell zur größten jüdischen Organisation in Deutschland mit eigener Wochenzeitschrift und zehntausenden Mitgliedern.

Mit einigen Vereinsabschnitten und mit der Entwicklung unter der NS-Herrschaft haben sich Zeithistoriker schon beschäftigt. Nun nehmen die Juniorprofessorin für Judaistik an der Universität Münster und der Jurist Prof. Dr. Bernd J. Hartmann gemeinsam mit zwei Wissenschaftlern aus Bayreuth (Informatiker Prof. Dr. Wim Martens) und London (Zeithistoriker Dr. Daniel Siemens) die Ideen-, Zeit- und Rechtsgeschichte des Central-Vereins von 1933 bis zum Verbot 1938 aus interdisziplinärer Perspektive genauer unter die Lupe. In Münster steht das Projekt unter koordinierender Forschungsleitung von Prof. Dr. Bernd J. Hartmann, der jüngst einem Ruf der Uni Osnabrück folgte und zuvor an der WWU als Akademischer Rat am Institut für Öffentliches Recht und Politik tätig war, und Regina Grundmann, Geschäftsführende Direktorin des Centrums für Religiöse Studien (CRS). "Der Verein wollte mit politischen, juristischen und publizistischen Aktivitäten antisemitische Vorurteile überwinden und die volle Gleichberechtigung der deutschen Juden herbeiführen", erläutert Regina Grundmann.

Die Arbeitsgruppe widmet sich in dem zweijährigen, von der Stiftung Mercator (Essen) mit fast 90.000 Euro geförderten Projekt dem Verein für den Zeitraum von 1933-1938 erstmals mit einer interdisziplinär erfolgenden, "sowohl ideen- als auch rechts- und zeitgeschichtliche Ansätze umfassenden Bearbeitung" (Regina Grundmann). Dabei greift das Wissenschaftler-Team auch auf das Vereinsarchiv in der "Wiener Library" in London zurück. Die Zusammenarbeit der Wissenschaftler geht auf das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste zurück. Bernd J. Hartmann war von 2008 bis 2011 Mitglied im Jungen Kolleg, Regina Grundmann ist es seit 2011.