Pressemitteilung upm

Mit großen Schritten in Richtung Merkur

Raumfahrtagentur stellt Planetologen 4,4 Millionen Euro für Fortsetzung von Merkur-Mission zur Verfügung / "MERTIS" geht in die nächste Runde

Münster (upm), 03. Mai 2013

MERTIS (Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer)
MERTIS (Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer) Foto: WWU/Planetologie

Es ist eine hervorragende Nachricht für die Arbeitsgruppe Geologische Planetologie von Prof. Dr. Harald Hiesinger: Die Raumfahrtagentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt dem Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den kommenden vier Jahren insgesamt 4,4 Millionen Euro für das Projekt "MERTIS" zur Verfügung. Ziel ist es, die Oberfläche des Planeten Merkur im Hinblick auf ihre mineralogische Zusammensetzung zu untersuchen.

"Die Beteiligung unseres Instituts an einer so großen internationalen Raumfahrtmission birgt eine große Verantwortung. Sie stellt aber auch eine ungeheure Chance für uns dar. Wir sind hoch motiviert, uns weiterhin dieser Herausforderung zu stellen und in den kommenden Jahren facettenreiche Forschungs- und Managementaufgaben für MERTIS wahrzunehmen", betont Prof. Dr. Harald Hiesinger, Projektleiter von MERTIS.

Die Abkürzung MERTIS steht für "Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer". Auf Deutsch: ein abbildendes Infrarot-Spektrometer zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung der Oberfläche des Merkur. Das Gerät nutzt die Wärmestrahlung, das sogenannte thermische Infrarot, um Informationen über die Oberfläche des Planeten zu erhalten. MERTIS wird im Jahr 2016 als eines von insgesamt elf europäischen Instrumenten des Planetaren Merkur-Orbiters "Mercury Planetary Orbiter" (MPO) auf eine sechsjährige Reise zum innersten Planeten unseres Sonnensystems geschickt werden. MPO ist neben weiteren Komponenten ein wichtiger Bestandteil der Mission "BepiColombo" der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Die neue Förderphase knüpft an bisherige Bewilligungsphasen an, die die Vorstudien, die Entwicklungsarbeiten und den Bau eines Flugmodells beinhalteten. Damit sind nun die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen, um das Flugmodell im Satelliten zu integrieren. Ferner können mit den Fördermitteln wichtige Forschungsarbeiten weitergeführt werden: Um die von MERTIS gesendeten Daten sinnvoll interpretieren zu können, sind vorbereitende Laborarbeiten essenziell. In den Laboren des Instituts für Planetologie, das auf diesem Gebiet über eine beachtliche Expertise verfügt, werden dazu Untersuchungen an sogenannten Analogmaterialien durchgeführt – also an Materialien, von denen man annimmt, dass sie an der Oberfläche von Merkur vorkommen könnten.

MERTIS wurde unter der Federführung des Instituts für Planetologie gemeinsam mit den Berliner DLR-Forschungseinrichtungen für Optische Informationssysteme und Planetenforschung gebaut sowie mit Partnern aus der Industrie (dem Raumfahrtunternehmen Kayser-Threde GmbH, den Ingenieurbüros Ulmer und QUAPRO, der Astro- und Feinwerktechnick GmbH) und der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Es ist eine Miniaturausgabe eines thermischen Infrarot-Spektrometers – die Kantenlänge seines Gehäuses, welches die Elektronik und die Optik beherbergt, beträgt nur ungefähr 15 Zentimeter bei einem Gewicht von 3070 Gramm. Das Instrument wird die detaillierte mineralogische Kartierung des Planeten Merkur ermöglichen. Denn während sich die Farben von einigen Mineralen im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichts kaum unterscheiden, wird MERTIS im thermischen Infrarot deutliche Abweichungen feststellen können. Mit diesem Wissen können die Planetologen Rückschlüsse auf die Entstehung des Planeten vor über 4,5 Milliarden Jahren ziehen und darüber hinaus seine geologische Entwicklung verstehen.

 

Forschung A-Z/Prof. Dr. Harald Hiesinger