Pressemitteilung upm

Neue Perspektiven für die Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Münsterscher Sonderforschungsbereich wird weiter gefördert / Über neun Millionen Euro für "Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung"

Münster (upm), 24. Mai 2013

Großer Jubel: Das Team des Sonderforschungsbereichs 656 freut sich über die Förderung für weitere vier Jahre.
Großer Jubel: Das Team des Sonderforschungsbereichs 656 freut sich über die Förderung für weitere vier Jahre. Foto: Michael Kuhlmann

Für münstersche Wissenschaftler aus den Natur- und Lebenswissenschaften ist es eine wichtige Nachricht und eine Anerkennung der geleisteten Arbeit: Der Sonderforschungsbereich 656 "Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung" der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für weitere vier Jahre mit insgesamt mehr als neun Millionen Euro gefördert. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss jetzt in Bonn. "Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen eine der größten Herausforderungen für die Medizin dar – sie sind die Ursache für den Großteil aller Todesfälle in den westlichen Industrienationen", betont Prof. Dr. Michael Schäfers, Sprecher des Forschungsverbundes. "Wir entwickeln neue Verfahren der molekularen Bildgebung, die sowohl bei der Diagnose als auch bei der Therapieüberwachung dieser Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielen könnten."

Das münstersche Forscherteam arbeitet daran, Veränderungen im Gewebe sichtbar zu machen, die im Laufe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten – und dies bereits auf molekularer Ebene, also auf der Ebene kleinster Teilchen. Die Wissenschaftler untersuchen zum Beispiel, ob bestimmte Enzyme vorhanden sind, die an der Entstehung der sogenannten Arteriosklerose, umgangssprachlich Gefäßverkalkung, beteiligt sind. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann. Weitere Teilprojekte zielen auf die frühzeitige Darstellung bakterieller Infektionen der Herzklappen ab, auf die Untersuchung von Reparaturmechanismen des Herzmuskels nach einem Infarkt oder auf die Erforschung der Rolle des Nervensystems bei Herzrhythmusstörungen.

Um die molekularen Vorgänge im Körper sichtbar zu machen, entwickeln die Chemiker im Team schwach radioaktive, fluoreszierende und weitere markierte Substanzen, sogenannte Tracer (Spürstoffe). Diese werden in die Armvene injiziert, finden im Körper ihr molekulares Ziel und gehen mit ihm eine Bindung ein. Die von ihnen ausgesendeten Signale können außerhalb des Körpers gemessen und sichtbar gemacht werden. Zur Diagnose von Tumoren wird dieses Prinzip bereits erfolgreich angewendet. Hier wird insbesondere mit schwach radioaktiven Kontrastmitteln gearbeitet, die sich schon in kleinsten Mengen sichtbar machen lassen. Die klinische Disziplin heißt deshalb Nuklearmedizin.

Eine besondere Herausforderung für die Bildgebung des Herzens und der Blutgefäße stellt die Arbeit mit kleinsten und bewegten Strukturen dar – wie Herzkranzgefäße und Herzmuskel.  Hier spielen die Mathematiker, Informatiker und Physiker im Team eine wichtige Rolle. Sie optimieren die technischen Methoden der Bildgebung sowie die dreidimensionale Auswertung und Visualisierung der Bilddaten. Mediziner können so das Herz und die Gefäße Schicht für Schicht, aus jedem beliebigen Blickwinkel und im zeitlichen Verlauf untersuchen.

Der Sonderforschungsbereich 656 besteht seit 2005. Mit der aktuellen Bewilligung beginnt 1. Juli die dritte Förderperiode. Durch die langfristige Förderung, den spezifischen Fokus und weil Spezialisten aus Medizin, Biologie, Chemie, Mathematik, Informatik und Physik ihr Wissen bündeln sind die Erfolgschancen für das Projekt besonders gut. "Ein Sonderforschungsbereich ist quasi ein Sondereinsatzkommando", erklärt Michael Schäfers. Die bisherigen Ergebnisse seien vielversprechend: "In Studien mit Mäusen können wir Erkrankungen der Blutgefäße zum Beispiel bereits sehr viel besser charakterisieren als bisher." In der kommenden Förderperiode sollen die neuen Bildgebungsstrategien in ihrem Anwendungsspektrum ausgeweitet, weiter validiert und auf den Menschen übertragen werden.

 

Beteiligte Institute und Kliniken

Rund 100 Mitarbeiter aus 14 Instituten und Kliniken sind in dem Forschungsverbund tätig: 35 Teilprojektleiter mit 34 wissenschaftlichen Mitarbeitern – davon 20 Doktoranden – und 29 nicht-wissenschaftlichen Mitarbeitern arbeiten in 19 Projekten zusammen.

Fachbereich 05 – Medizinische Fakultät, WWU
•    Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie
•    Institut für Genetik von Herzerkrankungen, Department für Kardiologie und Angiologie
•    Klinik für Kardiologie, Department für Kardiologie und Angiologie
•    Institut für Immunologie
•    Institut für Klinische Radiologie
•    Institut für Medizinische Mikrobiologie
•    Klinik für Nuklearmedizin
•    Medizinische Klinik D – Allg. Innere Medizin sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie

Fachbereich 10 – Mathematik und Informatik, WWU
•    Institut für Informatik
•    Institut für Numerische und Angewandte Mathematik

Fachbereich 12, Chemie und Pharmazie, WWU
•    Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie
•    Organisch-Chemisches Institut

Interfakultäre Einrichtungen, WWU
•    European Institute for Molecular Imaging

Außeruniversitäre Einrichtungen
•    Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster

SFB 656 DFG