Münster (upm), 21. Juni 2013
Es war Freitag, der 28. Juni 1963: Joseph Ratzinger, damals frisch ernannter Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, hielt seine Antrittsvorlesung. Auf den Tag genau 50 Jahre später, am Freitag, 28. Juni, erinnert die Fakultät mit einer Gastvorlesung an dieses Ereignis. Hansjürgen Verweyen, damaliger Promovend des inzwischen emeritierten Papstes Joseph Ratzinger, spricht zum Thema: "Joseph Ratzinger und die Exegese. Die Antrittsvorlesung in Münster im Kontext des Gesamtwerks." Beginn ist um 10.15 Uhr im Hörsaal KTh I, Johannisstraße 8-10.
Der Hörsaal 1 des Fürstenberghauses war übervoll - so neugierig waren alle auf den jungen, modernen Theologen. "Dabei trug er, wie damals noch üblich, den dick gefütterten Talar des Ordinarius und das Sambarett auf dem Kopf", schreibt Manuel Schlögl in seinem Buch "Joseph Ratzinger in Münster". Das Thema seiner Antrittsvorlesung lautete: "Offenbarung und Überlieferung. Versuch einer Analyse des Traditionsbegriffs". Darin bemühte sich der 36-jährige Theologe, "Reformation und Gegenreformation, Dogmatik und Bibelwissenschaft... einander anzunähern". Nach der Vorlesung lud Joseph Ratzinger, wie überliefert ist, die Professoren-Kollegen zum Mittagessen ins Hotel Kaiserhof in der Bahnhofstraße ein.
Hansjürgen Verweyen lehrte viele Jahre lang Fundamentaltheologie an der Uni Freiburg. Seine Beziehung zu dem Professor ging dabei weit über das Wissenschaftliche hinaus. So taufte Ratzinger 1966 das erste Kind von Hansjürgen und Ingrid Verweyen. Im Vorwort zu seinem Buch "Der unbekannte Ratzinger" schreibt Hansjürgen Verweyen: "Vor fünfzig Jahren wurde Papst Benedikt XVI. mein Lehrer. Den Dank, den ich Joseph Ratzinger schulde, vermag ich nicht abzutragen, aber hin und wieder ein Zeichen dafür zu setzen." Als weiteres "kleines Zeichen" mag die Gastvorlesung an unserer Fakultät gelten.