Pressemitteilung upm

Alltagsmode der späten Tang-Zeit

Sinologin berichtet über Textilfunde aus dem Famen-Tempel in China / Öffentlicher Gastvortrag am 11. Juli

Münster (upm), 09. Juli 2013

1987 stießen Archäologen unter der Pagode des Famen-Tempels in der Provinz Shaanxi, in der Mitta Chinas auf eine Krypta. Das dort deponierte Inventarverzeichnis gibt 874 als das letzte Datum für das Verschließen an. Seitdem wurde die Krypta nicht mehr berührt, bis 1987. Neben kostbaren Gefäßen aus Edelmetallen und Glas wurden auch Seiden unterschiedlicher Erhaltungszustände geborgen. Den Textilrestauratorinnen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz ist es nach jahrelanger Forschung und Restaurierung gelungen, aus dem größten Stoffballen mehrere Damenkleidungsstücke aus feinster Seide zu entfalten. Am Donnerstag, 11. Juli, berichtet die Sinologin Dr. Shing Müller aus München im Rahmen eines Gastvortrags am Institut für Sinologie und Ostasienkunde der Universität Münster über die Funde. Der Vortrag "Seidene Alltagskleidung als Devotionsgaben: Textilfunde aus dem Famen-Tempel bei XI'an" beginnt um 14 Uhr in Raum 23 des Instituts, Schlaunstraße 2. Alle Interessierten sind willkommen.

Die Kleidungstücke gewähren zum ersten Mal einen Einblick in die Alltagskleidung der ranghöchsten Frauen während der späten Tang-Zeit. Bei den entfalteten Kleidungsstücken handelt es sich um eine Bluse, zwei Röcke, zwei Hosen und eine knöchellange Robe. Die Kombination von Blusen und Röcken lässt sich durch die Tang-Malereien gut belegen. Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten legten eine ähnliche Kombination von Kleidungsstücken an. Durch den Fund lernen Forscher zum ersten Mal (Zu)Schnitte aus dieser Zeit kennen. Eine besondere Seltenheit ist die Unterbekleidung. Die Hosen hatten einen offenen Schritt und wurden offensichtlich als Unterwäsche unter Röcken verwendet. Die Frage, ob die Robe auch zum festen Ensemble der Alltagskleidung ranghöchster Damen am Hof gehörte, bleibt noch offen. Fest steht, dass diese Robe eine der frühesten ihrer Art ist.

Institut für Sinologie und Ostasienkunde Dr. Shing Müller an der LMU München