Pressemitteilung upm

Das Ende einer Ära

Heute ist die letzte Gelegenheit, sich zur Magisterprüfung anzumelden / Rund 12.000 Prüflinge seit 1960

Münster (upm), 30. August 2013

Marius Kolodziejczyk ist 35 Jahre alt und einer der letzten Magister-Studenten an der Universität Münster.
Marius Kolodziejczyk ist 35 Jahre alt und einer der letzten Magister-Studenten an der Universität Münster. Foto: WWU - Kristin Woltering

Er ist einer der letzten seiner "Art". Marius Kolodziejczyk ist 35 Jahre alt, er studiert im 17. Semester Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftspolitik und Zivilrecht an der Universität Münster. So weit nichts Besonderes. Aber Marius Kolodziejczyk bemüht sich um einen Abschluss, den es in Kürze nicht mehr geben wird - Magister Artium. Anfang des Jahres bekam er Post vom Prüfungsamt, wonach er sich nun beeilen müsse, um sein Studium zu beenden, da der Magisterstudiengang auslaufe. Das gilt nicht nur für Marius Kolodziejczyk, sondern für rund 450 weitere Magister-Studierenden der Universität Münster: Wer bisher noch nicht dazu gekommen ist, hat am heutigen Freitag (30. August) letztmalig die Gelegenheit, sich für eine Prüfung anzumelden. Die Magister-Ära neigt sich damit dem Ende zu.

"Ich habe innerlich etwas Panik bekommen", erinnert sich der Student. Nun sitzt er mit vielen anderen Magister-Kandidaten auf dem Flur des Prüfungsamtes am Orléansring und hofft, dass ihm nichts mehr fehlt und er seine Magisterarbeit noch schreiben darf. "Ich brauche heute nur einen Stempel, und dann kann ich endlich mit meiner Arbeit anfangen", erklärt er. "Obwohl ich gar nicht mehr weiß, wie das geht, ich bin fünf Jahre raus." 2008 hat er die letzten Scheine gemacht, dann bekam er ein Jobangebot vom Fernsehsender QVC. "Als ich nach dem Praktikum dieses Angebot bekam, habe ich nicht lange überlegt und mein Studium hingeworfen", erinnert sich der 35-Jährige."Jetzt habe ich den Salat und muss wieder bei Adam und Eva anfangen."

A propos Anfang: Der akademische Grad des Magisters wurde 1960 in Deutschland eingeführt.  Ziel war es seinerzeit vor allem, denjenigen Studierenden einen Abschluss anzubieten, die beispielsweise künstlerische oder geisteswissenschaftliche Fächer studieren wollten. Die Universität Münster verlieh den Magistergrad erstmals 1960, seitdem legten rund 12.000 Studierende eine entsprechende Prüfung ab. In den vergangenen Jahren hatte die Universität Münster mehrfach auf die auslaufenden Studiengänge hingewiesen - unter anderem im Jahr 2010 mit einem persönlichen Brief an alle Magisterkandidaten. Auch das Projekt "Endspurt" der Zentralen Studienberatung bietet Studierenden der auslaufenden Studiengänge individuelle Beratung, Seminare zu Arbeitstechniken und Gruppentrainings zu Abschlussarbeiten an.

Vor dem Gebäude des Prüfungsamtes bildeten sich in den vergangenen Tagen schon weit vor der Öffnungszeit des Prüfungsamtes um 9 Uhr lange Schlangen. "Wir haben diesen Andrang erwartet", betont Eva Mundanjohl, Leiterin des Prüfungsamts I und des Prüfungsamts der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche. Sie und ihre 25 Kollegen haben alle Magisterstudenten angeschrieben und die Sprechstunden erweitert, zudem nehmen sie in diesen Tagen einige Überstunden in Kauf. Von der Einschreibung bis zum Zeugnis-Druck begleiten die Mitarbeiter des Prüfungsamtes alle Studierenden der über 100 Fächer außer Jura, Wirtschaftswissenschaften und Medizin in unterschiedlichen Studiengängen. "Manche fallen sich in die Arme und machen Fotos, wenn sie schließlich endlich alles geschafft haben", berichtet Claudia Lücke, die seit fünf Jahren im Prüfungsamt arbeitet. Andere Studenten berät sie, wie sie sich von einem auslaufenden Studiengang in einen Bachelor- oder Master-Studiengang umschreiben können. "Mit individueller Beratung und Geduld lassen sich oft auch schwierige Situationen lösen", meint die Prüfungsexpertin.

Einige Magister-Studierende fühlen sich fremd, da sie ihr Studium bereits vor 1993 begonnen haben und zu diesem Zeitpunkt noch vieles anders war - nicht nur das Gebäude. "Gestern hatte ich einen Studenten, der bereits seit drei Jahren an seiner Magisterarbeit schreibt, sie aber nie angemeldet hat", erinnert sich Claudia Lücke. 20 bis 30 Magister-Anträge bearbeitet sie zurzeit täglich. Hinzu kommt eine Vielzahl an Beratungsgesprächen. "Viele sind mit den Nerven am Ende. Wenn ich ihnen dann noch sage, dass ein Schein fehlt und sie eventuell den Studiengang wechseln müssen, steht manchen die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben", berichtet die Verwaltungsmitarbeiterin. Für die meisten Ratsuchenden gilt allerdings: Am heutigen Freitag fällt mit einem erfolgreichen Magister-Antrag der Startschuss für die letzte Phase ihres Studiums - und das ruft vielfach und vor allem Erleichterung hervor.

 

 

 

Magisterprüfungsamt der Universität Münster