Pressemitteilung upm

In beide Richtungen schauen

Festakt zum 425-jährigen Jubiläum der ULB

Münster (upm), 04. Oktober 2013

Dr. Beate Tröger und Reinhard Feldmann mit dem "Sidereus Nuncius" von Galileo Galilei
Dr. Beate Tröger und Reinhard Feldmann mit dem "Sidereus Nuncius" von Galileo Galilei Foto: ULB
Reinhard Feldmann, Dezernent für die Historischen Bestände, mit einem medizinischen Werk aus der Sammlung Alexander Haindorf
Reinhard Feldmann, Dezernent für die Historischen Bestände, mit einem medizinischen Werk aus der Sammlung Alexander Haindorf Foto: ULB

"Das Jubiläum ist für uns der Anlass, in beide Richtungen zu schauen: in die Vergangenheit und in die Zukunft", so Dr. Beate Tröger, Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster (ULB). Am kommenden Dienstag (8. Oktober) feiert diese ab elf Uhr in der Aula des Schlosses den 425. Jahrestag ihrer Gründung.

Damit ist sie fast 200 Jahre älter als die Universität selbst, denn sie ist hervorgegangen aus der Bibliothek des Jesuitenkollegs, das sich 1588 im Zuge der Gegenreformation in Münster ansiedelte. "Anders als andere Bibliotheken war die der Jesuiten von Anfang an darauf ausgerichtet, neue Bildungsschichten zu erreichen", erklärt Reinhard Feldmann, Dezernent für die Historischen Bestände. So entstand eine sehr umfassende Sammlung, die nicht nur der Theologie gewidmet ist und sogar gegnerische Schriften aufnahm.

Als das Jesuitenkolleg 1773 aufgehoben und die Bibliothek von der 1780 gegründeten Universität übernommen wurde, umfasste sie rund 10.000 Bände. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sind davon noch ungefähr 1000 am Krummen Timpen zu finden. Aus dem Gründungsjahr 1588 sind etwa 18 Bände noch erhalten. In den historischen Beständen der ULB sind moraltheologische Werke ebenso zu finden wie Kochbücher, Lehrbücher für Mathematik, Astronomie und Festungsbau, medizinische Bücher sowie eine Beschreibung der Tibetmission der Kapuziner von 1740 mit einem Vaterunser in tibetischer Sprache.

Ein Highlight ist das damals verbotene Buch "Sidereus Nuncius", in dem Galileo Galilei seine Entdeckung der Jupitermonde beschreibt. Es stammt von 1610 und ist eines der wenigen Exemplare auf der Welt, das auf einem besonders haltbaren Papier gedruckt wurde. "Vielleicht war es ein Vorzugsexemplar für den Erzbischof von Köln", meint Reinhard Feldmann.

Auch wenn viel zerstört wurde, Papier ist nach wie vor dauerhafter als jede Form der digitalen Archivierung, eine der großen Herausforderungen für die Zukunft der Bibliotheken. "Im Moment können wir eine Haltbarkeit von 20 Jahren für die elektronischen Daten garantieren", so Beate Tröger. Die rasante Entwicklung von Betriebssystemen und Programmen führt dazu, dass für die Langzeitarchivierung die digitalen Daten immer wieder in neuen Systemen gespeichert werden müssen.

Wie die ULB in 50 Jahren aussehen mag, war die Frage beim Ideenwettbewerb "Vision gesucht!" anlässlich des Jubiläums. Die Gewinnerin wird bei dem Festakt am Dienstag bekannt gegeben. Nicht ganz so weit in die Zukunft, sondern mehr auf die Gegenwart schauen wird Festredner Jürgen Kaube, Redakteur für die Geisteswissenschaftler der "FAZ" und Mitglied des Hochschulrates der WWU.

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