Pressemitteilung upm

"Das Internet hat keine Sperrzeiten"

Studentin für Masterarbeit über die Entstehung von Shitstorms ausgezeichnet

Münster (upm), 09. Oktober 2013

Mona Folger (Mitte) wurde für ihre Masterarbeit über Shitstorms vom Bundesverband deutscher Pressesprecher ausgezeichnet.
Mona Folger (Mitte) wurde für ihre Masterarbeit über Shitstorms vom Bundesverband deutscher Pressesprecher ausgezeichnet. Foto: Bundesverband deutscher Pressesprecher

Was für eine steile Karriere: 2011 war das Wort "Shitstorm" der Anglizismus des Jahres, im Sommer dieses Jahres wurde der Begriff in den Duden aufgenommen und ist aus dem Sprachgebrauch verschiedener Gruppen (von Jugendlichen bis Medienexperten) kaum noch wegzudenken. Selbst die Kanzlerin hat den Kraftausdruck schon öffentlich gebraucht.

Aber wie entstehen diese "Stürme der Entrüstung in Kommunikationsmedien des Internets" (Duden)? Diese Frage stellte die WWU-Studentin Mona Folger ins Zentrum ihrer Masterarbeit "Entstehung und Entwicklung von Shitstorms: Motivation und Intention der Beteiligten am Beispiel von Facebook" im Fach Kommunikationswissenschaft. Das Ergebnis dieser Arbeit zeichnete der Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP) jüngst mit dem Nachwuchsförderpreis 2013 aus. "Die Jury sieht in der Arbeit ein spannendes Thema behandelt, das qualitativ hochwertig und stringent umgesetzt wurde, über eine ausgeprägt thematische Tiefe verfügt und gute praktische Hinweise enthält", lautet die Begründung des BdP.

Die praktischen Hinweise richten sich an Unternehmen, die sich in sozialen Netzwerken wie Facebook darstellen. "Es klingt banal, aber Unternehmen müssen Präsenz zeigen. Wenn sie im Netz kritisiert oder schlecht beurteilt werden, müssen sie darauf reagieren. Dann fühlen sich die Nutzer beziehungsweise Kunden ernst genommen", erklärt Mona Folger. Reagiere ein Unternehmen nicht auf kritische Äußerungen auf Facebook oder lösche diese kommentarlos, müsse mit noch größerer Empörung gerechnet werden. Als ein Shitstorm wird eine solche Empörungswelle bezeichnet, wenn dem Ausgangsbeitrag mehrere hundert oder tausend ‚Likes‘ und Kommentare folgen. Die meisten Nutzer, die sich an Shitstorms beteiligen, standen häufig selbst schon in Konflikt mit dem betreffenden Unternehmen und sehen eine Gelegenheit, ihrem Ärger Luft zu machen und andere auf Fehler oder Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.

"Dieses vergleichsweise neue Phänomen der Shitstorms kann aus psychologischer Sicht als besondere Ausprägung von Cybermobbing betrachtet werden", konstatiert Psychologe Dr. Torsten Porsch, der bei der nordrhein-westfälischen Polizei arbeitet und an der Universität Münster zum Thema Cybermobbing geforscht hat. Über die genaue definitorische Abgrenzung herrsche in der Fachrichtung Psychologie jedoch Uneinigkeit. Dazu seien die Shitstorms noch nicht ausgiebig genug erforscht.

Authentizität und Transparenz nennt Mona Folger als zwei zentrale Voraussetzungen für Firmen, die digitalen Empörungsstürmen vorbeugen wollen. "Eine Garantie dafür gibt es leider nicht." Jedoch seien jene Unternehmen im Vorteil, die offen kommunizieren und auch einmal einen Fehler eingestehen können. "Es ist sehr wichtig, sich klarzumachen, dass das Internet keine Sperrzeiten hat", betont die 26-jährige Flensburgerin. Das heißt im Klartext: Die Nutzer von sozialen Netzwerken beschäftigen sich auch an Wochenenden, Feiertagen oder in der Nacht mit den Unternehmen, ihren Angeboten und möglichen Problemen. "Man kann in der heutigen Medienwelt nicht davon ausgehen, dass man freitagsnachmittags das Büro verlässt und am Montag noch alles beim Alten ist."