Pressemitteilung upm

Du bist, was du isst

Eine aktuelle Studie zeigt: Zwischenmenschliches Vertrauen steigt mit der Einnahme der Aminosäure Tryptophan

Münster (upm), 21. November 2013

Dr. Roman Liepelt und Dr. Lorenza Colzato
Dr. Roman Liepelt und Dr. Lorenza Colzato Foto: WWU

Zwischenmenschliches Vertrauen steigt, wenn Menschen Lebensmittel essen, welche die Aminosäure Tryptophan enthalten. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler um die Psychologin Dr. Lorenza Colzato von der Universität Leiden, Niederlande, und den Kognitionspsychologen Dr. Roman Liepelt von der Universität Münster. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind in der Fachzeitschrift "Psychological Science" veröffentlicht.

"Gegenseitiges Vertrauen ist eine unerlässliche Voraussetzung für zwischenmenschliche Beziehungen", erklärt Lorenza Colzato. Roman Liepelt ergänzt: "Albert Einstein hatte recht - eine Gesellschaft funktioniert in erster Linie auf der Basis von Vertrauen. Erst danach spielen Institutionen wie Gericht und Polizei eine zentrale Rolle." Die Wissenschaftler untersuchten nun erstmals, ob Tryptophan, das in Nahrungsmitteln wie Fisch, Eiern, Spinat und Sojaprodukten vorkommt, einen positiven Effekt auf das gegenseitige Vertrauen hat. Zum Hintergrund: Die Aminosäure erhöht den Serotoninspiegel im Gehirn. Der Neurotransmitter Serotonin wiederum spielt eine wichtige Rolle bei kooperativem Verhalten, wie aus Beobachtungen an Tieren bekannt ist.

Um die Wirkung von Tryptophan auf die Vertrauensleistung beim Menschen zu erforschen, erhielten die Studienteilnehmer in der Experimentalgruppe Orangensaft mit Tryptophan als Zusatz, während die Kontrollgruppe reinen Orangensaft zu trinken bekam. Danach spielten alle Teilnehmer das sogenannte Trust Game. Diese Aufgabe wird häufig verwendet, um das Ausmaß an Vertrauen in andere Personen zu messen. Die Versuchsperson erhält dabei fünf Euro und legt fest, wie viel Geld sie an eine andere Person, den sogenannten Treuhänder, weitergeben will. Die Summe des transferierten Geldes wird verdreifacht. Der Treuhänder kann sich erkenntlich zeigen, in dem er einen Teil dieses verdreifachten Geldbetrages wieder an die Versuchsperson zurückgibt. Die Höhe der Geldsumme, die die Versuchsperson dem Treuhänder anvertraut, wird als Maß für das Vertrauen in diese Person gewertet.

Das Ergebnis: Die Probanden, die Tryptophan eingenommen hatten, gaben durchschnittlich deutlich mehr Geld an den Treuhänder als diejenigen, die den "Placebo-Orangensaft" erhalten hatten. Lorenza Colzato zieht das Fazit: "Dieses Ergebnis unterstützt die alte These des Philosophen Ludwig Feuerbach: Du bist, was du isst. Unsere Nahrung beeinflusst somit nicht nur unsere Stimmung. Lebensmittel könnten auch als kognitive Verstärker wirken, die unser Verhalten und unsere Wahrnehmung der physikalischen und sozialen Welt beeinflussen." Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass die Aufnahme von Tryptophan durch die Nahrung eine kostengünstige, effiziente und gesunde Art und Weise sein könnte, das gegenseitige Vertrauen und damit die zwischenmenschliche Zusammenarbeit zu fördern.

 

 

Originalpublikation:

Colzato, L.S., Steenbergen, L., de Kwaadsteniet, E.W., Sellaro, R., Liepelt, R., & Hommel, B. (2013). Tryptophan promotes interpersonal trust. Psychological Science. DOI: 10.1177/0956797613500795

Video zur Studie bei "You tube" Originalpublikation Webseite von Dr. Roman Liepelt