Pressemitteilung upm

Alles andere als angestaubt

Das "Neue Wände"-Festival war ein voller Erfolg

Münster (upm), 10. Dezember 2013

Rasantes Bühnenprogramm: Das Tanzensemble des Hochschulsports schwang die Putztücher in einer ungewöhnlichen Aschenputtel-Inszenierung.
Rasantes Bühnenprogramm: Das Tanzensemble des Hochschulsports schwang die Putztücher in einer ungewöhnlichen Aschenputtel-Inszenierung. Foto: Ralf Emmerich

Es riecht nach Glühwein im Foyer des Stadttheaters. Ein Mädchen hakt sich bei ihrem Freund unter. "Ich bin an diesem Wochenende so oft hier gewesen, ich fühle mich fast wie Zuhause." Es ist Sonntag, der letzte Abend des "Neue Wände"-Festivals, dem Festival für studentische Kultur in Münster, die große Abschlussveranstaltung "Tapetenwechsel" steht bevor. Das Große Haus ist fast ausverkauft.

Rückblick: Am Samstagnachmittag bildet sich eine Schlange an der Theaterkasse. Die Eröffnungsveranstaltung des "Neue-Wände"-Festivals beginnt gleich. Das Foyer füllt sich mit Gästen, und es finden sich Grüppchen, die sich nicht gesucht haben: "Du hier? Wo sitzt denn du?", "Was schaust du dir an?", "Zwei Vorstellungen", "Ich vier", "Was? Ich hab leider nur Zeit für eine." Während im Foyer freudige Erwartung herrscht, steigt am Bühneneingang die Aufregung. "Einlass Kleines Haus beginnt", schallt es aus den Lautsprechern. Überall stehen junge Leute und unterhalten sich. Einige sehen desorientiert aus. Hier ist die erste Anlaufstelle für alle Studenten, die am "Neue-Wände"-Festival teilnehmen. Hier bekommen sie ihren Backstage-Pass und von hieraus führen die Theatermitarbeiter sie zu Proberäumen und Garderoben. Denn das Theater ist groß und verwinkelt. Ordnung und Logistik sind entscheidend, immerhin stellen 642 Teilnehmer und Mitarbeiter 32 Programmpunkte an diesem Wochenende auf die Beine. Doch ohne ein bisschen Durcheinander geht es auch nicht. Eine Gruppe Studenten spricht die Theatermitarbeiterinnen an. Ihr Probenraum sei von einem anderen Ensemble besetzt. Die Panik steht den Studenten ins Gesicht geschrieben. Doch die Theatermitarbeiter bewahren Ruhe – eine Lösung wird sich finden lassen.

In der Eröffnungsveranstaltung tobt inzwischen das Tanzensemble des Hochschulsports (HSP) über die Bühne. Mit Wischmopp und Küchenschürze tanzen sie eine Szene aus dem Märchen Aschenputtel. Die Tanzgruppe inszeniert das bekannte Märchen als  "Aschenputtel reloaded"  zu Pop-Musik und Hip-Hop-Beats. Der Märchenprinz trägt Kapuzenpulli und Sonnenbrille – ein großer Lacher beim Publikum.

Gerade strömen die Gäste aus der Eröffnungsveranstaltung, schon öffnet das Kleine Haus seine Türen. Es gibt die Uraufführung des Stücks "inmodulen", das Studierende der Germanistik geschrieben, konzipiert, eingeübt haben. Das Stück beginnt, und den Laienschauspielern ist keine Aufregung anzumerken. Die Szenen werden von einem Trommler-Duo akustisch begleitet. Das Publikum honoriert die Leistung mit Applaus. Die Studenten stürmen ins Publikum und lassen sich von Freunden bejubeln und von der Familie umarmen. "Ich bin so erleichtert. Seit Februar haben wir zusammen an diesem Projekt gearbeitet. Es ist ein tolles Gefühl, es soweit gebracht zu haben", sagt Christina. Dann muss schnell die Bühne freigeräumt werden, als Nächstes steht ein Auftritt der Bands "pantalux" und "final discussion & Orchester" auf dem Programm.

Einer, der das ganze Wochenende vor und hinter der Bühne mitfiebert, ist Ortwin Lämke von der Studiobühne der Universität Münster. „Ich war nur zum Schlafen Zuhause", gibt er zu. Obwohl dieses Wochenende auch ein Kraftakt ist, könne er nicht zufriedener sein, sagt er. Schon vor drei Jahren, als das "Neue Wände"-Festival Premiere feierte, war er in der Festivalleitung dabei. Dieses Jahr, so findet er, ist es noch besser geworden: "Wir haben sehr viele Kooperationen zwischen studentischen Kulturgruppen. Es ist toll, wie viel Kreativität und spartenübergreifender Austausch dabei zustande gekommen sind." Die Kooperationen sind zahlreich. Der Debattier-Club mixt mit dem Impro-Theater Diskussion und Schauspiel zusammen, die Big Band verwebt ihre Klänge mit den Worten des Rezitationsensembles, und studentische Autoren, ein Chanson-Chor sowie eine Tangogruppe gestalten eine Aufführung zum Thema Lust und Liebe. Auch über Münster hinaus wirkt das Festival. Eine Lesung bringt Studierende der Universität Essen-Duisburg und Münster zusammen.

Und dann ist es fast vorbei. Die Spots gehen auf der Bühne an, die "Big Band I" der Universität spielt auf, die Abschlussveranstaltung "Tapetenwechsel" hat angefangen. Die Studierenden zeigen noch einmal, wie vielfältig Hochschulkultur sein kann: Akrobatik mit dem Cyr Wheel, avantgardistische Vertonung der Texte von Arnold Schönberg, Sketche der "English Drama Group", A-capella-Gesang des Ensembles "voiceprint", satirische Nachrichten der "Lesebühne Krawehl!" und jede Menge musikalische Darbietung der Musikhochschule. Von Jazz über Musicalgesang bis hin zu Klängen vom Xylo- und Vibrafon waren viele musikalische Stilrichtungen dabei.

Als später die Lichter im Schauspielhaus ausgehen, geht die Musik im Theatertreff an. Die Auszugsparty beginnt. Die Tänzer des HSP-Ensembles stürmen die Tanzfläche, und an der Bar kommt es zur letzten Kooperation des "Neue Wände"-Festivals. Die Veranstalter, Künstler und Theatermitarbeiter stoßen gemeinsam auf die vergangenen Tage an.