Pressemitteilung upm

Notrufe soziologisch betrachtet

Bielefelder Experte spricht am 20. Januar am Centrum Sprache und Interaktion des Germanistischen Instituts

Münster (upm), 14. Januar 2014

Mit telefonischen Feuerwehrnotrufen übermittelt man nötige Informationen zu einem Notfall und fordert schnellstmögliche Hilfe an. Solche Gespräche sind daher in der Regel kurz, zudem oft bruchstückhaft. Dass Notrufe, so kompakt sie auch sein mögen, dennoch voll sind von moralischen Aktivitäten und Manövern, veranschaulicht der Bielefelder Soziologe Prof. i.R. (im Ruhestand) Jörg Bergmann am Montag, 20. Januar, bei einem Gastvortrag am Centrum Sprache und Interaktion (CeSI) des Germanistischen Instituts der Universität Münster. Der Vortrag "'Können Sie schon irgendwas Näheres- ä::h-' – Moralisierung und Mobilisierung in Feuerwehrnotrufen" beginnt um 16 Uhr in der Aula des Germanistischen Instituts, Schlossplatz 34. Interessierte sind willkommen.

Auf Grundlage zweier umfangreicher Datensammlungen und eines Vergleichs zwischen Notrufen per Festnetz und per Mobiltelefon wird Jörg Bergmann in seinem Vortrag die These vertreten, dass Handybenutzer aufgrund ihrer Mobilität und Mobilisierbarkeit „moralisch besonders adressierbar“ seien und deshalb in Konflikte geraten könnten. So können Mobilfunknutzer zum Beispiel um Mithilfe am Unfallort gebeten werden ("Bitte schauen Sie, ob er noch atmet ..."). Zu dieser Hilfe können sich die Anrufer dann moralisch verpflichtet fühlen, auch wenn sie mit der Situation grundsätzlich überfordert sind.

Das CeSI des Germanistischen Instituts bündelt verschiedene Einrichtungen und Projekte, die sich mit der qualitativen, empirischen Erforschung von Sprache und Sprachgebrauch in der Interaktion auseinandersetzen.

Centrum Sprache und Interaktion Prof. i.R. Dr. Jörg Bergmann an der Universität Bielefeld