Pressemitteilung upm

Mit Mörtel, Hammer und Pipette

130 Schülerinnen erkunden am Girls' Day technische und naturwissenschaftliche Berufe an der Universität Münster

Münster (upm), 28. März 2014

Von der Schulbank auf die Baustelle - beim Girls' Day an der Universität Münster konnten die Schülerinnen Berufe ausprobieren, in denen bisher eher wenig Frauen arbeiten.
Von der Schulbank auf die Baustelle - beim Girls' Day an der Universität Münster konnten die Schülerinnen Berufe ausprobieren, in denen bisher eher wenig Frauen arbeiten. Foto: WWU

Der Hammer schnellt hinab. "Ha! Jetzt sitzt's", ruft Franka, als das Leerrohr in die Halterung auf der Brettmontage einrastet. "Ich mach das so", entgegnet Valerie und gibt dem Plastikrohr einen kräftigen Schlag mit der Handfläche. Die beiden verlegen auf einer Holzplatte Rohre mit Stromkabeln. Bald wird hier ein fertiger Stromkreislauf entstehen, zwei Streckdosen Strom spenden und eine jeweils grüne und rote Lampe leuchten, inklusive Lichtschalter. Das ist das Ziel für die beiden Zwölfjährigen, die an diesem Vormittag zum ersten Mal am Girls' Day teilnehmen, dem Tag, an dem deutschlandweit Mädchen ab der fünften Klasse in Ausbildungsberufe und Studiengänge hineinschnuppern, in denen Frauen eher selten vertreten sind – wie beispielsweise im Handwerk, in den Naturwissenschaften und in der Technik.

Der Girls' Day an der WWU

An der Universität Münster stellen sich dieses Jahr wieder diverse Studiengänge und Ausbildungsberufe rund 130 Mädchen vor. Beispielsweise die Sportwissenschaftler, die mit den Schülerinnen Bewegungsexperimente machen, die Feinmechaniker, mit denen sie einen Ring herstellen und Fachinformatiker. Auch in der Mathematik und Physik sind an diesem Tag ebenso die "Girls" unterwegs. Koordiniert vom Experimentierlabor "MExLab Physik" lernen sie bei Laborbesichtigungen, einem Vorlesungsbesuch und bei gemeinsamen Experimenten, was das Studium und den Beruf der Physikerin ausmacht.

Mit viel Körpereinsatz

Valerie und Franka hat es in die Elektrotechnik-Werkstatt der Universität Münster verschlagen. Die Ausbildung zum Elektrotechniker ist nur eine von rund 21 Ausbildungsberufen an der WWU. Matthias und Lewi, beide Auszubildende im zweiten Jahr, was ein Elektrotechniker im ersten Jahr lernt. Valerie muss sich mit ihrem ganzen Körpergewicht auf die Schneidezange stützen, die Arbeit mit Kabeln und Steckdosen macht ihr Spaß. Ihre Erwartungen waren zunächst aber gering. "Am Anfang habe ich mich gefragt, was ich beim Girls' Day eigentlich lernen soll? Aber ich finde das echt witzig, was wir machen." Noch mehr Körpereinsatz müssen die drei Mädchen zeigen, die an diesem Vormittag mit Hermann Sibum vom technischen Gebäudemanagement der Universität auf einer Baustelle unterwegs sind. Hinter der Veranstaltung "Mädchen mauern Mauern", die dieses Jahr zum ersten Mal angeboten wird, verbirgt sich genau das: Die drei Schülerinnen richten Stein um Stein eine kleine Mauer aus Gasbeton auf. "Die Mädchen sind sehr geschickt. Ich habe ihnen nur kurz gezeigt, wie das Mauern funktioniert, und jetzt arbeiten sie selbstständig", sagt Hermann Sibum. Sicher befördert Franziska mit dem Spachtel Mörtel auf die Mauer. "Ich wollte etwas ausprobieren, von dem alle sagen, dass das nur Jungs machen", erklärt die 13-Jährige. "Aber ich bleibe ein Mädchen. Ich trage ja auch Nagellack", fügt sie hinzu, bevor sie zusammen mit ihrer Freundin Saadet den nächsten Stein auf die Mauer hebt. Beide können sich vorstellen, später Architektin zu werden.

"Ich hatte mir vorgestellt, dass wir hauptsächlich am Schreibtisch sitzen werden."

Maren und Nina wollen zwar Lehrerin und Ärztin werden, aber heute sind sie mit einer Architektin unterwegs. Martina Stemberg, Architektin an der WWU, nimmt die beiden Schülerinnen vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium bei ihrer Arbeit mit. Und das bedeutet mehr Radfahren als die beiden 14-Jährigen dachten. "Ich hatte mir vorgestellt, dass wir hauptsächlich am Schreibtisch sitzen werden", sagt Nina. Kurz vor der Mittagspause haben die beiden bereits viel gesehen. "Wir haben eine Möbellieferung entgegengenommen, eine Planung im Büro gemacht, und jetzt messen wir diese Baracke aus", erzählt Ninas Klassenkameradin Maren. Beide sind sozusagen alte Hasen, wenn es um den Girls' Day geht. Dieses Jahr ist ihr fünfter und letzter Girls' Day, denn der wird nur bis zur Klasse neun angeboten. Für Martina Stemberg ist es der erste, aber sie weiß jetzt schon, dass sie auch im nächsten Jahr wieder zwei Mädchen einen Tag lang mitnehmen möchte.

Die Arbeit mit der Pipette

Während in der Werkstatt inzwischen der Stromkreis steht und die Mädchen mit den Elektrotechnikern an der Universität für Reparaturen unterwegs sind, geht es für die Gruppe um Prof. Dr. Hans-Ulrich Humpf vom Institut für Lebensmittelchemie auf die Zielgrade im Labor. Im Kurs "Wie analysiert man Lebensmittel?" haben sieben Schülerinnen unterschiedlichen Alters Energydrinks genau untersucht. "Am besten hat mir die Arbeit mit den Pipetten gefallen", sagt Marie, worauf ihr ihre sechs Laborkolleginnen zustimmen. "Wir haben auch einen Geschmackstest gemacht. Die Mädchen sollten einschätzen, welcher Zucker am süßesten schmeckt, und wann sie den Geschmack ‚bitter' erkennen", erklärt Hans-Ulrich Humpf. Auch er hat mit seinen Mitarbeitern zum ersten Mal am Girls' Day teilgenommen. "Es ist schön, den Mädchen einen Einblick in den Beruf der Lebensmittelchemikerin zu geben." Jetzt fehlt nur noch die Bestimmung des Zuckergehalts. Konzentration herrscht im Labor, als die Mädchen die einzelnen Flüssigkeitsproben in Reagenzgläser füllen – wieder mit Pipette. Ob sie später einmal Lebensmittelchemie oder ein anderes naturwissenschaftliches Fach studieren wollen, wissen sie noch nicht. "Es ist auf jeden Fall spannend, wie im Labor Lebensmittel analysiert werden", sagt Julia.

Parallel zum Girls' Day fand auch der Boys' Day an der Universitäts- und Landesbibliothek Münster statt. Hier konnten sich die Schüler über den Beruf des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste und Studiengänge für das Bibliothekswesen informieren.

Insgesamt nahmen folgende Institute und Fachbereiche der Universität Münster am Girls' Day 2014 teil:

Institut für Sportwissenschaft, Institut für Angewandte Physik, Fachbereich Mathematik und Informatik / Institut für Numerik, Institut für Wirtschaftsinformatik, Institut für Lebensmittelchemie, Haushandwerker: Maurer, elektrotechnische Werkstätten, Physikalisches Institut - Feinmechanische Werkstatt, Stabsstelle IT- und Prozessentwicklung, IVV 4 Naturwissenschaften, Bau- und Flächenmanagement

Offizielle Homepage des Girls Day