Pressemitteilung upm

Spätes Umdenken

Buch über Doping in der Bundesrepublik erschienen / Sporthistoriker der WWU als Autor beteiligt

Münster (upm), 14. April 2014

Während das "Staatsdoping" in der ehemaligen DDR gut erforscht ist, war bis vor Kurzem über Doping in der "alten" Bundesrepublik wenig bekannt. Das jüngst im Arete-Verlag erschienene Buch "Doping und Anti-Doping in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 2007" gibt nun Antworten. Die Autoren, darunter Prof. Dr. Michael Krüger vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster, recherchierten in zahlreichen Archiven und fanden neue Quellen, um die Strukturen des Dopings in Westdeutschland zu erforschen.

Die Sporthistoriker kommen zu dem Ergebnis, dass bis in die 1960er-Jahre Doping in der Bundesrepublik nicht als ein Problem wahrgenommen wurde. Internationale Entwicklungen und nationale Skandale wie der Tod des Profi-Boxers Jupp Elze führten zu einem Umdenken und ersten Ansätzen einer Doping-Bekämpfung. Sportmediziner spielten in diesem Prozess als Doping-Akteure, aber auch als Initiatoren von Anti-Doping-Maßnahmen eine tragende Rolle. Nach Ende des Kalten Krieges wurden zwar die Konturen des Dopings in West- und Ostdeutschland deutlich sichtbar, eine echte Aufarbeitung fand jedoch auch in der Hoffnung auf einen Medaillensegen nicht statt.

Ein wichtiges Fazit des Buches lautet, dass Doping nicht nur den Sport selbst tiefgehend verändert hat, sondern unwiderruflich auch die Beziehungen zwischen Staat und ehemals autonomem Sport. Die Verantwortung zur Eindämmung von Doping werde zunehmend dem Staat übertragen, ohne die Strukturen des Spitzensports in Frage zu stellen.


Michael Krüger, Christian Becker, Stefan Nielsen, Marcel Reinold: Doping und Anti-Doping in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 2007. Genese – Strukturen – Politik. Hildesheim 2014, Arete Verlag. ISBN 978-3-942468-17-6