Event - AWE
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After-Work-Expedition März 2024 in der Medizinischen Fakultät

Von Nähtraining, VR-Brillen, Simulationspatient*innen und Krankenhausbetten

Die After-Work-Expedition (AWE) am 20. März 2024 führte insgesamt 17 Teilnehmer*innen in zwei zentrale Einrichtungen der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Als erste Station stand die „Limette“ auf dem Programm, das seit 2017 bestehende „Lernzentrum für individualisiertes medizinisches Tätigkeitstraining & Entwicklung“. Mit einem Kaffee in der Hand konnten sich die fachfremden Besucher*innen zunächst einen eigenen Eindruck der imposanten Einrichtung schaffen und die modernen Räumlichkeiten auf sich wirken lassen. Dann präsentierten Dr. med. Helmut Ahrens, der medizinische Leiter der Limette, und Raphael Doll von der organisatorischen Leitung die Limette unterhaltsam und anschaulich, unter anderem mit Lautsprecherdurchsagen zur Demonstration der typischen Abläufe.

Die Limette umfasst insgesamt 24 mit Lautsprechern und Kameras ausgestattete Übungsräume, die auf zwei Etagen um zwei kreisförmige Beobachtungsräume herum angelegt sind. Hier absolvieren Medizinstudierende einen Parcours: In jedem Raum wartet ein anderer medizinischer Fall, in den sich die Studierenden kurz einlesen und den sie dann in einem vorgegebenen Zeitrahmen bearbeiten. Die Räume der Limette sind je nach Fachrichtung flexibel ausstattbar, etwa für chirurgische Übungen. Eingesetzt werden dazu medizinische Gegenstände, aber auch geschulte Simulationspatient*innen.

Im Beobachtungsraum, der durch Spiegelglas abgetrennt ist, können Dozierende die Studierenden beobachten und ihnen anschließend personalisiertes Feedback geben. Anhand von praktischen medizinischen Alltagssituationen erläuterte Helmut Ahrens die Problematik der medizinischen Ausbildung und das daraus resultierende medizinisch-didaktische Konzept der Limette: „Wissen und Sehen reicht nicht aus, die Fertigkeiten müssen geprüft werden.“ Eine Besonderheit der Limette ist, dass sie neben der Überprüfung praktischer Fertigkeiten auch weitere Kernkompetenzen in der Ausbildung angehender Mediziner*innen adressiert und Dozierende diesbezüglich Feedback geben. So geht es etwa auch um emotionales Management (z.B. der Umgang mit Angst), das Sammeln von Erfahrung und Sprechen über Vertrauen und Misstrauen. An einem vollen Tag in der Limette können bis zu 144 Studierende ihre Parcours absolvieren.

Anschließend hatten die AWE-Teilnehmer*innen die Chance, die Übungsräume eigenständig zu erkunden, sich frei zu bewegen und dabei dem Team der Limetten-Führung – Helmut Ahrens, Raphael Doll, Mitarbeiterin Henriette Schulze und Hilfskraft Katja Volks – ihre persönlichen Fragen zu stellen. Henriette Schulze ist Leiterin eines VR-Projektes, das sie den Teilnehmer*innen präsentierte. Die Möglichkeit, unter ihrer Anleitung selbst einmal mit einer VR-Brille den Umgang mit einem Patienten auszuprobieren, fand großen Anklang. Mit der praktischen Demonstration einer Nähübung von Helmut Ahrens endete der erste Teil der After-Work-Expedition in der Limette.


© Andreas Wessendorf

Anschließend ging es unter der Führung von Dr. med. Hendrik Ohlenburg, Ärztlicher Leiter des Studienhospitals, in die nebenanliegende Studienpraxis und das Studienhospital. Die Studienpraxis umfasst mehrere Behandlungszimmer mit angeschlossenen Beobachtungsräumen, die eine übliche Hausarztpraxis simulieren. In ihnen üben Studierende die ambulante Versorgung.

Im Studienhospital werden hingegen Krankenhauszimmer abgebildet, darunter eine Intensivstation; auch dort sind Beobachtungsräume angeschlossen. Studienpraxis und Studienhospital besuchen Studierende ab dem dritten Studienjahr; insgesamt absolvieren sie dort im Laufe ihres Studiums 14 Kurse. Dabei steigert sich die Komplexität der Fälle nach und nach: von Bauchschmerzen bis hin zur Palliativmedizin.

Gespickt mit persönlichen Erfahrungen als Studierender, als Mediziner und auf Grundlage des regelmäßigen Umgangs mit Studierenden beantwortete Hendrik Ohlenburg die interessierten Rückfragen der Teilnehmer*innen. Des Weiteren erklärte er anschaulich Abläufe und typische Situationen im Studienhospital und gewährte dabei aufschlussreiche Einblicke in die Ausbildung von Medizinstudierenden: So sei es häufig eine große Schwierigkeit für Studierende, eine Entscheidung zu treffen z.B. für bestimmte Behandlungen. Während die Limette überprüft, welche Fähigkeiten bereits vorhanden sind, ermöglichen es Studienhospital und -praxis Studierenden, sich auszuprobieren und Erfahrung im Umgang mit Patient*innen zu sammeln. Eine Besonderheit in allen drei Einrichtungen ist der Einsatz von Simulationspatient*innen: Limette, Studienpraxis und -hospital greifen auf einen Pool von 180 Schauspieler*innen im Alter zwischen elf und 80 Jahren zu, die bereits Schauspielerfahrung haben. Sie werden zusätzlich von vier Trainer*innen speziell geschult. Die „Darsteller*innen“ simulieren Patient*innen so, dass es sich für die Studierenden wie eine lebensechte Situation anfühlt, und geben zudem Feedback aus ihrer Rolle als Patient*in heraus.

Ein großer Dank gilt dem hochmotivierten Team der Limette und des Studienhospitals, die den Teilnehmer*innen der After-Work-Expedition – die zweite seit Beginn der Neuauflage – diese spannenden und lehrreichen Einblicke in die Ausbildung von Medizinstudierenden und Einrichtungen der Medizinischen Fakultät ermöglichten.