Vertrauensforschung im digitalen Zeitalter

Keynote Sprecher Prof. Dr. Harrison McKnight und Dr. Zlatka Pavolova diskutieren Vertrauensbegriff bei interdisziplinärer Late Autumn School 2018 in Münster

Bereits zum fünften Mal hat das Graduiertenkolleg „Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“ eine Late Autumn School zu aktuellen Themen der Vertrauensforschung organisiert. Unter dem Titel "Trust in the Digital Age" lag der Fokus vom 15. bis zum 16. November auf Vertrauen in Technologien sowie auf Vertrauen in Organisationen. Mit Prof. Harrison McKnight von der Michigan State University und Dr. Zlatka Pavlova von der Fachhochschule Hannover konnten erneut renommierte Keynote Speaker für die Late Autumn School gewonnen werden.

Keynote Speaches

Prof. Harrison McKnight: Der führende Wissenschaftler im Bereich Vertrauen in Technik formulierte in seinem Vortrag „The Wide World of Trust Research: Past, Present, and Future“ die Kernaussage, dass Vertrauen ein komplexes Konzept und kein klar abgrenzbares Konstrukt sei. Zum Vertrauens-Konzept gehöre aus seiner Sicht auch Vertrauens-Vorläufer, wie etwa Vertrauenswürdigkeit, als auch auch Vertrauens-Konsequenzen, wie Hoffnung oder Zuversicht. Dementsprechend sei es notwendig, dass Vertrauensforscherinnen und -forscher ihren Vertrauensbegriff spezifisch zu ihrer individuellen Forschungsfrage definierten.

Dr. Zlatka Pavlova: Auch die Kommunikationswissenschaftlerin betonte in ihrem Vortrag „Defining the reliance on trust for organizations. A system sociological approach“, dass der Begriff Vertrauen nicht trennscharf sei und für unterschiedliche Konstrukte genutzt würde. Sie grenzte in einer umfassenden systemtheoretischen Analyse verschiedene Definitionen und insbesondere normative sowie instrumentalisierende Vertrauensbegriffe voneinander ab. Durch diese definitorische Grenzziehung und Hinterfragung der Rolle die Vertrauen insbesondere in Organisationen spielt, eröffnete Dr. Pavlova einen kritischen und inspirierenden Blick auf die aktuelle Vertrauensforschung sowie auf neue Forschungsperspektiven.

Workshops

Im Rahmen der Workshop-Sessions der Late Autumn School diskutierten die Doktorandinnen und Doktoranden des Graduiertenkollegs und anderer Universitäten ihre Promotionsprojekte und entwickelten neue Forschungsideen im Bereich der Vertrauensforschung. Die Interdisziplinarität der Vertrauensforschung wurde auch durch das Teilnehmerfeld deutlich: Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler der Fächer Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Sportwissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftswissenschaft waren vertreten. Hilfreich und interessant waren für die Teilnehmenden die Erläuterungen von Prof. Harrison McKnight zu den einzelnen Schritten im Publikationsprozess von der Formulierung einer interessanten Forschungsfrage hin zur Veröffentlichung in hoch gerankten Journals.

Zur Late Autumn School

Seit 2013 richten die Doktorandinnen und Doktoranden des Graduiertenkollegs das interdisziplinäre Format der Late Autumn School aus. In der mehrtägigen Veranstaltung haben die Kollegiaten sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von anderen Universitäten die Möglichkeit, eine erweiterte Perspektive auf den aktuellen Stand der Vertrauensforschung und das eigene Dissertationsthema zu erhalten. Zusätzlich zu den Keynote Speaches werden Workshops angeboten, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmner ihre Forschungsprojekte vorstellen und in der Gruppe diskutieren können.

Prof. Dr. Harrison McKnight: Trust is like water. You need it most when it's lacking. Otherwise you ignore trust.
© Graduiertenkolleg
Dr. Zlatka Pavlova stellte ihre systemtheoretische Analyse des Vertrauensbegriffes vor.
© Graduiertenkolleg