Kirchenaustritte Westdeutschland 1949-1989
Kirchenaustritte in Westdeutschland 1949-1989 in Prozent der Mitglieder

Online-Publikation: Kirchenstatistische Zeitreihen von 1949 bis 2010

In seinem Büchlein 'Kirchenkrise. Wie überlebt das Christentum?' (Freiburg 2011) konstatiert Franz-Xaver Kaufmann einen "eklatante[n] Abbruch religiöser Traditionen in beiden Konfessionen" als einen "Langfrist-Trend" in Deutschland (13), und zwar aufgrund einer spezifisch soziologischen Beobachtung: "Die verfügbaren Befunde deuten nicht nur auf einen allgemeinen Rückgang von Kirchenbindung und christlicher Gläubigkeit hin, sondern auf einen ganz spezifischen Zusammenhang mit modernisierenden Lebensbedingungen" (18).

Genau um diesen Zusammenhang und seine präzise Wahrnehmung anhand von Daten für die jüngere Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland und der (ehemaligen) DDR ging es in dem Projekt 'Kirchenstatistische Zeitreihen 1949-2010', dessen Ergebnisse nun online vorliegen: Auf der einen Seite werden (eine Fülle von) 'kirchenstatistischen Daten' in Zeitreihen von 1949 bis 2010 zusammengetragen, die auf der anderen Seite mit den ebenfalls in dieser Zeitreihe zusammengestellten Indikatoren sozio-ökonomischer Entwicklung in Beziehung gesetzt werden sollen und können. Das Projekt wurde vom Sozialwissenschaftlichen Institut (SI) der EKD in Hannover und vom Centrum für Religion und Moderne der WWU in Münster getragen. Es wurde unter der Projektverantwortung von Prof. Dr. Detlef Pollack in den Jahren von 2013 bis 2015 von Dr. Michael Krüggeler bearbeitet.

Eine durchgängige Darstellung und damit ermöglichte Vergleichbarkeit der Daten zum 'Kirchlichen Leben' und zum 'Kirchlichen Personal' im Zeitraum von 1949 bis 2010 für beide christliche Kirchen mit der Möglichkeit eines fast durchgängigen Ost-West-Vergleichs existiert in dieser Form bisher nicht. Mit diesem Datenmaterial wird der zeithistorischen Forschung und ihren Fragen an die Entwicklung der christlichen Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit der deutschen Teilung und nach der Wiedervereinigung also eine weitere Grundlage zur Verfügung gestellt. Die Korrelation der kirchlichen Zahlen mit sozio-ökonomischen Variablen, die trotz des Systemunterschieds für beide deutsche Staaten hier aufgenommen werden, können darüber hinaus der religionssoziologischen Forschung mit ihren Fragen nach den sozio-ökonomischen Ursachen von De-Institutionalisierung, 'Entkirchlichung' und 'Säkularisierung' eine Hilfestellung bieten.

Die Studie ist als Datensatz zugänglich im GESIS-Datenarchiv 'Zeitreihen zur Historischen Statistik' (HiStat) unter der Rubrik 'Bevölkerung'. Über den folgenden Link gelangen Sie zu der ausführlichen Studienbeschreibung:

http://www.gesis.org/histat/de/project/details/0B8F919DD20B885EBC1EF784E2CBF05B

Für eine Einsicht in die Datentabellen bzw. für deren Nutzung müssen Sie sich auf der Homepage von GESIS/HiStat registrieren.

Detlef Pollack/Michael Krüggeler, Kirchenstatistische Zeitreihen von 1949 bis 2010, GESIS Datenarchiv, Köln. Histat, Studiennummer 8629, Datenfile Version 1.0.0, 2016 [2016].