Symposium: „Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute“

Vom Westfälischen Frieden vor 375 Jahren bis zur gegenwärtigen Lage in Israel und der Ukraine

Was sich angesichts aktueller Kriege aus historischen Friedensschlüssen lernen lässt, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Symposiums „Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute“ in Münster diskutiert. Dabei ging es auch um die internationale Sicherheitslage und Herausforderungen für künftige Friedensordnungen, insbesondere angesichts der Situation in der Ukraine und in Israel, wie die Historikerinnen PD Dr. Claudia Kemper vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und Prof. Dr. Ricarda Vulpius vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster angekündigt haben.

Zum Symposium „Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute“ luden das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, der Exzellenzcluster und die Stadt Münster im Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ ein.

„Der Friedensschluss von 1648 ist bis heute ein Erinnerungsanker“, sagte Claudia Kemper. „Die Herausforderungen von Friedensschlüssen sind aktueller denn je. Nach wie vor ringen Gesellschaften weltweit um Friedensschlüsse und Nachkriegsordnungen.“ Osteuropa-Historikerin Ricarda Vulpius fügte an: „Friedensverhandlungen beginnen mit der grundsätzlichen Akzeptanz des Verhandlungspartners. Solange die russische Regierung diese Akzeptanz der ukrainischen Seite nicht entgegenbringt, ist nicht einmal die Minimalbedingung für irgendeine Form von Friedensschluss zur Beendigung des Krieges gegeben.“

Vorbild Westfälischer Frieden für die Ukraine?

Der Westfälische Frieden sei für die Beilegung heutiger Kriege insofern ein Vorbild, als er eine dauerhafte neue Sicherheitsordnung schuf, so Ricarda Vulpius im Interview zum Symposium (Oktober 2023). Aus 1648 lasse sich lernen, dass die Bedingung für den Beginn von Verhandlungen ein militärisches Patt sei. „Damals sah keine Kriegspartei für sich die Chance, noch bedeutsame Geländegewinne zu erringen. Hinzu kam die Kriegsmüdigkeit.“ Im russisch-ukrainischen Krieg sei bislang jedoch kein militärisches Patt eingetreten. „Die russische Seite hat zudem keinerlei Signal ausgesendet, an Verhandlungen auf der Suche nach einem gerechten Frieden interessiert zu sein. Das ist der größte Unterschied zum Westfälischen Frieden.“

Plakat zur Veranstaltung
© LWL

Die Veranstaltung, die im LWL-Museum für Kunst und Kultur stattfand, trug den Untertitel „Historische Perspektiven auf den Westfälischen Frieden und unsere Gegenwart“. Sie begann mit zwei Panels, auf denen Historikerinnen und Historiker über „1648 als Geschichte und Erinnerungsort“ und „Frieden schließen in der Moderne“ diskutiert haben. Am Abend folgte das Podium „Den Frieden gewinnen seit 1648 – historische und politische Perspektiven auf die Gegenwart“.

Auf dem abendlichen Podium diskutierten Historikerin Prof. Dr. Ricarda Vulpius, Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika Nußberger von der Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz, Dr. Aylin Matlé von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Osnabrücker Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Schneckener. Es moderierte Radiojournalist Dr. Heiner Wember. Eine Einführung am Abend gab LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Zu Beginn des Symposiums sprachen LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann, Bürgermeisterin Angela Stähler und Prorektor Prof. Dr. Michael Quante.