Tierversuche in der Lehre

Im Rahmen von praktischen Kursen sowie Abschlussarbeiten werden in verschiedenen Einrichtungen der Universität Münster fachbereichsübergreifend Tiere zur Vermittlung von Lerninhalten eingesetzt. Dabei handelt es sich zum einen um Wirbeltiere, wie beispielsweise Mäuse, Ratten, Meerschweinchen oder Fische. Darüber hinaus arbeiten Studierende aber auch mit wirbellosen Spezies, wie Zehnfußkrebse oder Drosophila. 

An der medizinischen Fakultät wird in der Grundausbildung auf Tierversuche weitestgehend verzichtet, das medizinische Grundstudium kann also ohne den Umgang mit Tieren absolviert werden. Erst in der Spezialisierung werden Tiere zur Vermittlung von Lerninhalten verwendet.

Bei der Planung und Durchführung der Lehrveranstaltungen gelten dieselben Grundsätze wie bei der tierexperimentellen Forschung: Es wird stets dafür Sorge getragen, das Tierwohl zu sichern, die Zahl der verwendeten Tiere stets kritisch zu hinterfragen und auf ein Minimum zu begrenzen sowie grundsätzlich den Einsatz eines Tieres, wenn immer möglich, zu ersetzen.

Versuchstierkundliche Kurse an der Universität Münster

Personen, die Tierversuche planen, Tierversuche durchführen und/oder Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken töten, sind entsprechend der Tierschutzversuchstierverordnung (TierSchVersV) dazu verpflichtet, die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten für diese Tätigkeiten zu erlangen. Die Anforderungen an die erforderlichen Fachkenntnisse orientieren sich an der jeweiligen Tätigkeit.

Fotos

Um eine Maus sicher festhalten zu können, wird das Nackenfell mit den Fingern gegriffen. Dies wird von den Kursteilnehmerninnen und Kursteilnehmern zunächst mit einem Dummy geübt. Erst wenn der Griff sicher beherrscht wird, wird dieser am Labortier durchgeführt.
Um eine Maus sicher festhalten zu können, wird das Nackenfell mit den Fingern gegriffen. Dies wird von den Kursteilnehmerninnen und Kursteilnehmern zunächst mit einem Dummy geübt. Erst wenn der Griff sicher beherrscht wird, wird dieser am Labortier durchgeführt.
© Uni MS - Peter Leßmann
  • Versuchsmäuse werden individuell gekennzeichnet. Dies ist z.B. durch das Setzen eines Transponders unter die Haut möglich. Die Methode ist vergleichbar mit der individuellen Kennzeichnung von Haustieren wie Hunden und Katzen, bei der ein Tierarzt in der Tierarztpraxis ebenfalls einen Transponder mit einer Spritze unter die Haut setzt. Auf dem Bild ist dargestellt, wie der Transponder bei einer Maus mit Hilfe eines Lesegerätes ausgelesen wird.
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  • Eine Alternative, wie man eine Labormaus individuell kennzeichnen kann, ist das Herausstanzen eines kleinen Stückchens Gewebe aus dem Ohr.
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  • Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer lernen im Kurs das Verhalten von Versuchstieren genau zu beobachten. Nur so können sie später in den Versuchen Veränderungen in Mimik und Verhalten ihrer Versuchstiere, die auf Schmerzen hindeuten, sicher erkennen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass auf auftretende Belastungen bei den Versuchstieren rechtzeitig mit schmerzlindernden Maßnahmen und einem weiteren genauen Beobachten von den Versuchsdurchführenden gegengesteuert wird. Im Hintergrund ist ein Teil des Mouse Grimace Scales zu sehen. Der Mouse Grimace Scale – übersetzt: das Schmerzgesicht der Maus – beschreibt, wie sich die Mimik einer Maus verändert, wenn sie Schmerzen hat.
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  • Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer lernen im Kurs, wie sie beispielsweise Narkose- oder Schmerzmittel tierschutzkonform mit einer Spritze verabreichen. Welche Substanzen in welcher Menge von welcher versuchsdurchführenden Person verabreicht wurden, muss für jedes Tier individuell dokumentiert werden. In den Kursen wird der Umgang mit der Spritze und dem Tier zunächst an Dummies wie z.B. Stofftieren geübt. Erst wenn dies sicher funktioniert, wird die Technik auch am lebenden Tier angewandt. Das Bild zeigt eine übliche Applikation in die Bauchhöhle der Maus.
    © Uni MS - Peter Leßmann
  • Das Bild zeigt eine Applikation in die Hautfalte im Nackenbereich der Maus.
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Die geforderte Sachkunde kann durch die Teilnahme an entsprechenden fachspezifischen Kursen erworben werden, die die notwendigen theoretischen und praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln.

In den Versuchstierkundekurse an der Universität Münster werden folgende Themen behandelt:

  • Grundlegende Kenntnisse über die aktuellen nationalen und internationalen Rechtsvorschriften aus dem Gebiet Tierschutz (TierSchG, TierSchVersV, VersTierMeldV, geltende EU-Vorschriften)
  • Grundlagen der Versuchsplanung
  • Ethik und 3R
  • Zucht und Haltung von Versuchstieren
  • Experimentelle Methoden
  • Grundlagen der Anästhesie
  • Grundlagen der Belastung von Versuchstieren
  • Tötung von Versuchstieren
  • Tierartspezifische Biologie, Haltung sowie spezielle Anforderungen