Sprossenfenster, durch welchees das Dach eines alten Gebäudes mit einem kleinen Turm zu sehen ist

Interreligiöser Dialog und Studientag in Bad Bentheim

Am 04.11.2015 gab Daniel Roters, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie Münster, im Kloster Frenswegen in Bad Bentheim einen Impuls zur Frage des Leids aus islamischer Perspektive im Rahmen eines Studientages „Umgang mit Leid in Islam und Christentum“. Das Leid sei nicht aus der Welt zu vertreiben, doch habe der Gläubige Instrumente an die Hand bekommen, um mit dem Leid besser fertig zu werden. Die Aufgabe des Menschen sei es, dem Leid zu begegnen und sich zu diesem zu verhalten, nicht lediglich in Passivität, sondern durch eine aktive Standhaftigkeit.

Der Mensch habe alle Potenziale, um das Leid, das existentiell in unser Leben eingeschrieben zu sein scheint, in etwas Gutes zu wandeln. Es sei aus muslimischer Sicht ein sich den Menschen zugewandter Gott, der seiner Schöpfung die Conditio humana in koranischer Form erläutert, eine – wenn man so will –  islamisch geprägte Anthropologie, die es zu entwickeln gilt. Wird die Frage des Leids in der Welt im weiten Sinne zu einer Frage an Gott in Form einer Theodizee stilisiert, wandele sie sich aus einer islamischen Perspektive betrachtet zu einer Frage an den Menschen selbst.

Am Vorabend sprach Herr Roters anlässlich der Neugründung des Forums Christentum-Islam über die Grundpfeiler eines erfolgreichen interreligiösen Dialogs. Aus seiner Sicht seien die Etablierung Islamischer Theologien an deutschen Universitäten sowie die Einrichtung des Islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach entscheidende Schritte, um eines der größten Hindernisse für einen interreligiösen Dialog zu nivellieren. Oft sei der christlich-islamische Dialog durch eine Asymmetrie geprägt. Ein Dialog auf Augenhöhe schließe ein mangelndes Selbstwertgefühl gegenüber dem Anderen genauso aus wie ein übersteigertes Selbstwertgefühl. Bevor Muslime in eine gesunde Ausgangslage für einen Dialog gehen, sei es nötig, dass Selbstverständlichkeiten hergestellt werden. Dazu sei es notwendig, dass öffentliche Räume an Schulen und Universitäten geschaffen werden, in denen Religion erlernt, gelehrt und erlebt werden kann.